Wenn du denkst, es geht nix mehr – kommt von irgendwo ’ne Treppe her! Mit diesem Satz bewerbe ich mich für die goldene Himbeere für misslungene Einstiege in Blogbeiträge 2015. Ich hab gute Chancen…
Seit gestern haben wir endlich eine Treppe im Haus. Vor ein paar Wochen ist dieses Projekt noch an zu hoher Luftfeuchtigkeit und zu niedrigen Temperaturen gescheitert. Das hatte gravierende Auswirkungen auf die restlichen Gewerke. Die Handwerker kamen nicht ins Obergeschoss, ohne die Gefahr im Nacken, mit einen kleinen Gewichtsverlagerung nach links einen ziemlich tiefen Sturz bis in den Keller zu riskieren. Insbesondere der Boden konnte daher nicht verlegt werden, denn der wird an die Treppe rangelegt, sprich: Treppe comes first! Und sowieso wäre es nicht möglich sämtliches Arbeitsgerät und Boden sicher über die Leiter ins OG zu schaffen. Aber auch ohne Boden im Erdgeschoss, konnte die Küche nicht eingebaut werden. Und ohne Boden generell macht es auch keinen Sinn die Türen einzubauen. Und zuletzt: Ohne Treppe ist es auch umso schwieriger das Treppenhaus endgültig zu streichen.
Und das ist noch nicht einmal alles. Dementsprechend rummelig ist es gerade in unserer „Villa“. Hinter diesen Problemen steckt – aus meiner Perspektive – die mangelnde Vermitlung von Expertenwissen. Ich hätte mich beispielsweise gefreut, wenn uns der Treppenbauer rechtzeitig informiert hätte, welche klimatischen Bedingungen im Haus herrschen müssen, damit die Treppe eingebaut werden kann. Ähnliche Situationen gibt es bei verschiedenen Gewerken. Der Raffstore-Mensch etwa hat die Stores eingebaut aber nie eine Übergabe/Abnahme mit uns durchgeführt. Wir wissen also gar nicht, ob die Dinger nun korrekt eingestellt sind (Endpunkte), wir sollen einfach davon ausgehen.
Generell ist es erstaunlich, wie selten es eine wirkliche Abnahme gibt. Bei Treppe und Küche gab es eine. Aber auch der Elektriker hat die Baustelle nun verlassen. Ob die SAT-Anlage korrekt angeschlossen, ausgerichtet usw. ist? Wissen wir derzeit nicht. Ob die Netzwerkverkabelung funktioniert? Wissen wir auch nicht. Was die grünen Kabel im Keller sollen, die da „rumhängen“? Ist nicht sein Gewerk. Ja wessen denn? Nicht seins. Aha – wir vermuten, das sind die Kabel für die Telekom, vielleicht für dieses ominöse APL.
Man muss wirklich kämpfen, um Infos zu bekommen. Dem sollte man sich als Häuslebauer bewusst sein. Ständiges Nachfragen und Beharren wird einen bei den Handwerkern nicht beliebter machen, aber leider muss das wohl viel zu oft sein. Und dann ist es doppelt schwierig, wenn man von der eigenen Persönlichkeit eher so gestrickt ist, dass man darauf vertraut, dass die Dienstleister schon vorausschauen, gewissenhaft usw. arbeiten bzw. handeln.
Ach nochmal die Telekom… wenn mein zukünftiger Schwager nicht zufällig der beste Telekom-Mitarbeiter der Welt wäre, dann hätten wir hier ein großes Problem. Und das besteht darin, dass die Bauherrenabteilung der Telekom eine Kommunikationspolitik betreibt wie Nordkorea. Da dringt absolut nix nach draußen! Der Telekom „gehört“ die letzte Meile, will heißen, das Kabel ins Haus darf ausschließlich die Telekom verlegen. Kein Vodafone, kein… kein… wen gibt es denn da noch? Dementsprechend, ist man auf das Unternehmen angewiesen. Blöd ist nur, wenn man als Bauherr nicht informiert wird, wie genau der Ablauf ist – das hatte die Hotline-Mitarbeiterin beim ersten Kontakt versäumt und uns mit den Formularen komplett allein gelassen. Allerdings lasen die sich auch nicht so, als könnte es Probleme geben. Das Problem war eher, dass sich von der Telekom absolut niemand aus der Bauherren-Abteilung gemeldet hat. Bis heute nicht! Durch den oben genannten Super-Mitarbeiter wissen wir nun generell woran wir sind, aber die sonstigen Anrufe bei der Hotline hätten wir uns auch sparen können. Allein die Aufklärung, welche Netzgeschwindigkeit wir bekommen können, welche Tarifpakete relevant sind, wann ein Techniker kommt, welche Arbeitsschritte stattfinden müssen, wieviel Zeit die brauchen… absolut keine Chance das alles herauszufinden – ohne Vitamin B.
Es mag Gründe geben, warum es sinnvoll ist, dass die Telekom hier ein Monopol auf die letzte Meile hat – aus wirtschaftlicher Sicht. Aus Kundensicht ist es aber leider der Super-Gau, denn man ist dem Unternehmen ziemlich hilflos ausgeliefert – insbesondere der Kompetenz der Bauherrenabteilung. Aus meiner Sicht ist die in Duisburg sitzende Abteilung mehr eine Briefkastenfirma als alles andere.