das Internet abschalten

Ein Grund, warum hier nicht mehr so viel erscheint ist, dass ich meine Meinung zu politischen Themen an dieser Stelle mehr und mehr irrelevant finde, da sie meist nicht auf genügend Informationen beruht, um mir wirklich ein fundiertes Bild machen zu können. Das mag teilweise auch an schlechter Berichterstattung der Medien liegen, aber oft auch an einer Unlust, viel mehr als nur Teaser und Überschriften zu lesen.

Aber selbst bei einem Thema wie der Internetüberwachung durch die NSA und den britischen Geheimdienst (der hat ein tolles Kürzel gewählt, dass sichkein Schwein merken kann und ist vielleicht deshalb mit seinen Verfehlungen nicht püräsenter in den Medien?), das mir als „Internetbürger“, „Nerd“, „Web-Afficionado“ usw. doch sehr nahe geht (nicht zwingend emotional, aber auch), habe ich das Gefühl es wurde a) schon alles gesagt, was ich auch sagen will und b) um ein fundiertes Urteil fällen zu können, fehlen mir Informationen.

Lange Vorrede (das kaschiert, wie kurz meine eigentlich Message ist), kommt nun ein kurzer Kern – der sich dann eben doch mit diesem „Internet“ und dieser „Überaschung“ beschäftigt:

Jahrzehntelang haben wir die USA als Weltpolizei begriffen. Gab es irgendwo einen Konflikt, haben wir die Amerikaner „geschickt“ diesen zu schlichten. Damit einher geht natürlich, dass sich so eine Polizei auch entsprechend rüsten will/muss. Und im digitalen Zeitalter betrifft das nun eben nicht mehr nur physische Waffen, sondern auch digitale. Und schwupps, da ist die Überwachung! Klar, ich finde es unfassbar erschreckend, wie die USA uns alle überwachen (können) aber genauso auch vollkommen logisch, dass es dazu kommen musste – retrospektiv betrachtet.

Wenn ich mich z.B. als Polizist von… Tacka-Tucka-Land betrachten würde und den Job auch nur halbwegs ernst nehmen würde, dann würde ich natürlich auch alles versuchen, meinen Job gut zu machen und würde versuchen zu standardisieren und kontrollieren. Und wenn dann nach vielen Jahren Lukas und der Lokomotivführer käme und das plötzlich kritisiert, dann würde ich mich gehörig wundern. So nach dem Motto „aber du wolltest doch, dass ich für Sicherheit sorge und außerdem hast du mir auch nie gesagt, wie ich das umsetzen soll“.

Der aktuelle Überwachungs-Status-Quo wird nicht behoben werden können. Es wird nicht möglich sein, den USA den Weltpolizeistatus zu nehmen. Sie wird sich daran festkrallen und umso mehr auf Geheimdienste zählen, um die bedeutende Position aufrecht zu erhalten, die sie inne hat – denn sie bringt natürlich auch gewaltige Vorteile. Und vor allem, ist es so einfach, die digitalen Daten zu sammeln.

Wenn jetzt nach europäischen Lösungen gerufen wird, halte ich das größtenteils für Quatsch. Wir alle erleben doch täglich, dass wir bereit sind, für Bequemlichkeit einige Dinge auszublenden. Passwörter speichern wir im Browser, wir nutzen Facebook statt Studivz, wir laden dort Bilder hoch, weil es einfacher ist, als allen Freunden eine Mail mit den schönsten Bildern von Mallorca oder dem Steak von eben gerade zu schicken. Diesen Komfort, dieses Lebensgefühl wollen wir jetzt für ein deutsches/euopäisches Netz aufgeben?

Ich kann mir nicht vorstellen, dass man eine internationale Struktur wie das Internet, ohne es komplett zu zerschlagen und ein neues paralleles Netz zu schaffen, begrenzen kann – und wie soll das überhaupt technisch möglich sein? Da bliebe eigentlich nur eine Möglichkeit: Das Netz abschalten, abschaffen – und das will nun wirklich niemand. Es wäre auch wirtschaftlich der Tod unserer Systeme, die vom weltweiten Netz abhängig sind. Davon abgesehen, dass das auch riesige gesellschaftliche Gräben zwischen Kontinente/Nationen treiben würde.

Ich bleibe dabei – schimpft mich Pessimist – diese Situation ist nicht mehr auflösbar. Solange irgendwo Daten erhoben werden können, die für irgendwen – warum auch immer – von Belang sind, werden diese gesammelt werden. Daran führt kein Weg vorbei. Und sie werden irgendwann schwerst missbraucht werden, so wie viele andere Dinge auch, die ursprünglich geschaffen wurden, um Gutes zu bewirken.

Es ist irgendwie traurig, aber ab und an richtet sich unsere Neugier doch auch mal so ein kleines bisschen gegen das, was eigentlich in unserem Sinne ist. Und nun kommen wir aus der Nummer nicht mehr raus…

Kommentar verfassen