Nachdem ich den Man of Steel jetzt quasi im Kino verpasst habe, was ein wenig schade ist, habe ich mir bei Pacific Rim nicht so viel Zeit gelassen und ihn gestern gesehen.
Bei Pacific Rim – für die, die es noch nicht mitbekommen haben sollten – kämpfen hochhausgroße Robbotter (ich will das so schreiben und bleibe auch dabei, so!) gegen ebenso große Echsen-Monster-Viecher. Die kommen aus einem Spalt irgendwo im Pazifik und sind die Nachfahren der Dinosaurier. Ja genau, die waren quasi schon mal als Dinosaurier hier, aber die Lebensbedingungen waren nicht so gut, erst durch unsere schöne Umweltverschmutzung, ist es für sie hier wohnlich genug, dass sie jetzt das Strandebadetuch namens Erde für sich beansrpuchen wollen. Gut sie waren ja auch zuerst hier…
Die Menschheit sieht das trotzdem nicht ein, tut sich zusammen, beendet alle Konflikte (hach wie schön…) und baut eben diese riesigen Robbotter, die Jäger. Fortan wendet sich das Blatt, die Menschheit ist im Siegesrausch. Doch das hält auch nicht lange an, die Monster passen sich an und wir bekommen wieder auf die Nase.
Der Film startet an dem Punkt, wo nur noch 4 Robbotter übrig sind und das Jäger-Programm geschlossen werden soll. Stattdessen soll eine Mauer um die Kontinente gebaut werden, die die Viecher fernhalten soll. Ja genau, eine Mauer! Es kommt aber natürlich alles ganz anders…
Mehr will ich jetzt nicht zur dünnen, klischeehaften und vorhersehbaren Story sagen. Im Endeffekt ist der Film eine Technikdemo, die zeigt, was man mit moderener Animationstechnik so leisten kann. Und auf der Ebene punktet der Film mit Auszeichnung. Ich nehme es nämlich mal vorweg: Der Film macht immer dann eine große Menge Spaß, wenn Monster gegen Jäger kämpfen. Leider tun sie das nicht oft genug. Tortzdem, ein unterhaltsamer Film.
Aber ich komme mal zu ein paar Details, die dem Film weh tun. Erstmal sind die Protagonisten allesamt eindimensional und klischeehaft. Die Russen sehen ganz ironiefrei aus wie Ivan Drago aus Rocky (siehe Bild), die Chinesen tragen rote Klamotten und die Australier… hach… die Australier… einer der beiden verhält sich exakt so wie Maverick aus Top Gun. Insgesamt sind alle Rollen so angelegt, dass sie jegliche Tiefe vermissen lassen. Der Boss des Programms, gespielt von Idris Elba ist einfach ein Soladt, der Gehorsam fordert, der Held – gespielt von Charlie Hunnam – ist gebrochen, aber ein netter Prolet mit Six-Pack, sein Love-Interest ist halt… ein scheuer Love-Interest. Aber all das sind nicht die probleme des Films, wer hier erwartet, dass Story und Charaktere irgendwie vielschichtig sind, hat noch keinen Actionfilm gesehen.
Die Probleme waren für mich eher logischer Natur. Das reicht von Albernheiten bis zu vertanen Chancen. Beispiele? Gern! Die Jäger werden immer von zwei Piloten gesteuert, die gehen dazu eine mentale Verbindung ein, müssen also gut miteinander funktionieren. Um zu beweisen, wie gut Piloten miteinander können müssen sie also einen Test machen. Und getestet wird das mit einem Kampf gegeneinander mit einem langen Stock… hmm… wie soll „sich gegenseitig eins drüber hauen“ gleich noch zeigen, wie gut man zusammen funktioniert? Gut, es war eine willkommene Auflockerung in dem recht langatmigen 2 Akt des Films, aber eine Runde Pictionary wäre vermutlich der Sache dienlicher gewesen. Und wann hat man schon mal gesehen, wie in einem Action-Film Pictionary gespielt wird?! Ich finde eh, dass in Actionfilmen mehr Gesellschaftsspiele gespielt werden sollten! Ein anderes Beispiel sind die oben erwähnten Wände. Der Film verkauft einem wirklich in aller Ernsthaftigkeit, dass das recht erfolgreiche Robbotter-Programm abgeschaltet wird, um riiiiiiesige Wände zu bauen, um… ja um was eigentlich!? Was sollen die denn bewirken? Dass die Echsen sich denken „Och, nööö, die haben ne Mauer gebaut… joa… dann ist ja doof jetzt. Gehen wir wieder heim und spielen MauMau? Oder hey! Pictionary!!!!“ Das ist nun mal wirklich bescheuert! – und es funktioniert übrigens auch nicht, die Viecher gehen einfach durch die Wände durch.
Aber gut, das war jetzt die Kategorie albern. Schlimmer ist aber die Rubrik vertane Chance. Da haben wir beispielsweise die sog. Blaue Seuche, die kurz erwähnt wird, dann aber nie wieder eine Rolle spielt. Schade! Oder der Schwarzmarkt, auf dem einer der nervigen beiden Wissenschaftler-Charaktere ein Stück Gehirn kaufen will. Auch der wird eigentlich nur für die schönen visuellen Effekte eingebaut, aber von der Story her ist der Part überflüssig. Aber wirklich richtig schade sind die Chancen, die bei den Robos und den Monstern vergeben wurden. Hier werden Unterschiede in Größe, Adaption des Verhaltens und auch der Technik angedeutet – z.B. unterschiedliche Geschwindigkeiten, Kampfstile usw. aber das wird nirgends wirklich deutlich. Der Cina-botter hat drei Arme und nun… er macht es etwa 2 Minuten lang, der Russen hat… irgendwas… und macht es… 2 Minuten lang. Der australische Robo ist angeblich Pfeilschnell, aber es wird nirgendwo eingesetzt – und er überlebt länger. Das ist verschenktes Potential, auch wenn das in keinem Fall heißen soll, dass die Kämpfe langweilig sind. Gar nicht, aber hier war sogar noch mehr möglich. Wenn der Fokus etwas mehr auf den Klopperein statt auf dem Runterbeten von Erzählklischees gelegen hätte.
Noch mehr möglich war auch bei den Schauplätzen. Erstmal nervt es, dass es permanent regnet. Ab 2017 wird es auf der Welt wohl nur noch regnen… Himmel-Herr-Gott. Und natürlich ist es auch immer bei den Kämpfen dunkel. Klar, sonst sehen die Sepcial-Effects auch nicht mehr so super aus. Aber ein bisschen mehr Licht, die Kamera ab und an mal aus der Totalen und nicht von allzu nah, Mensch, das wäre fein gewesen. Bei den Schauplätzen selber hat mich eigentlich der Kampf in Hong Kong am meisten begeistert. Wie der Jäger ein rieisiges Schiff wie einen Knüppel hinter sich herschleift um es dann dem Monster in sein sabbriges Gesicht zu tapezieren… Hammer! Das macht richtig Laune! Ganz im Gegensatz zur letzten Schlacht im Ozean, die recht träge und vor allem unübersichtlich abläuft. Mal davon ab, dass die Auflösung des Films auch keiner nachträglichen Logikprüfung standhalten könnte. Die ist einfach lieblos drangeklatscht. Da werden am Anfang Schwierigkeiten, Unmöglichkeiten und Probleme beim Lösen des Problems aufgelistet, die spielen dann aber irgendwie am Ende doch keine Rolle… herrje… Aber schön, die Atombombe wird mal wieder als Allheilmittel dargestellt.
Ganz schön viel Gemecker… aber dennoch, der Film hat Spaß gemacht, insbesondere der dritte Akt mit der Prügelei in Hong Kong. Suuuuuuper! Lieber Michael Bay, so und ganz genau so macht man Filme mit Robbottern! Ganz ehrlich, Guillermo del Toros Pacific Rim wischt mit den Transformers den Boden auf. Und das obwohl die Story aus einem Drehbuch-Storyfetzen-Wühltisch flickenartig zusammengebaut ist. Dem Vergleich mit Transformers halten aber trotzdem selbst die Chraktere stand, die allein schon mit besseren Schauspielern besetzt sind. Jeder, der was mit Monstern, Maschinen und Action anfangen kann, sollte sich diesen Film anschauen. Ich gebe ihm 79 Punkte und liege damit leicht über der Tomatoes-Kritiker-Wertung von 72%.