Tage der Filmkritik im Ingoversum! Gestern tat ich meine Meinung zum Schweiger-Tatort kund, heute wird es dann eine Literaturr-verfilmung und morgen äußere ich mich zu “Der Minister”? Nicht ganz, vermutlich schaue ich eher Schalke oder/und Barca. Aber erst einmal zum Film, den ich gestern Abend “mit den Jungs” im Kino gesehen hab. “Hänsel und Gretel – Hexenjäger”. Nein, ich habe nichts erwartet und wurde auch nicht enttäuscht.
Der Film zeigt kurz die grimmsche Geschichte, dann geht er erst richtig los. Hänsel und Gretel werden im Wald ausgesetzt, landen im Knusperhäuschen, dann im Mastkäfig und zu Guter letzt landet die Hexe im Ofen. So weit, so bekannt. Aber jetzt startet die Filmgeschichte erst. Hänsel und Gretel beginnen ihren Kampf gegen die Hexen um Augsburg herum. Davon sieht man erstmal nicht viel, sondern nur Zeitungsschnipsel, wo von den Heldentaten berichtet wird. Dazu ein paar Scherenschnittbildchen die in 3D auch wirklich nett aussehen. Was rüber kommt ist, dass die beiden ziemlich derb austeilen und eine Hexe nach der anderen aus dem Spiel nehmen.
Wenn dann allerdings wieder das Bewegtbild startet ist von Glanz und Gloria nicht mehr viel zu sehen. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es etwa zwei Kämpfe gegen Hexen, vor dem großen Finale – herzlich wenig. Aber die Hexen können auch so erschreckend wenig. Wer sich auf irgendwelche Zaubergeschichten gefreut hat, wird enttäuscht. Die Mädels haben lediglich einen Mini-Zauberstab, quasi den Knirps unter den Zauberruten, mit dem sie einen Strahl aussenden können, gegen den die auch noch Geschwister immun sind. Dafür können sie augenscheinlich Parcours. Und nicht zu vergessen, können sie auf Ästen reiten. Oh, sie sind natürlich auch ziemlich hässlich! Hänsel und Gretel dagegen sind natürlich hübsch, haben ein nettes Arsenal an Steampunk-Waffen zur Verfügung, aber wirklich souveräne Asskicker sind die beiden nicht. Sie gewinnen zwar den ersten gezeigten Kampf, aber eher knapp. Überhaupt sind die Kämpfe erschreckend Faust-fokussiert und rütteln kameratechnisch hin und her, was in 3D nicht allzu schön anzusehen ist – man erkennt oft wenig. Die Steampunkwaffen erweisne sich auch als erschreckend wirkungsarm, bis sie später gesegnet werden.
Überhaupt ist der Film sehr blabla-lastig… wobei man dabei nicht denken sollte, dass die Story angenehm ausgefuchst ist. Die Hexen wollen beim Blutmond ein Ritual abhalten, dass sie immun gegen Feuer werden. Dafür brauchen sie 12 Kinder und das Herz einer weißen Hexe. Weiße Hexen sind aber anscheinend recht rar und da die letzte große weiße Hexe (die den Menschen nichts Böses tun und deswegen auch nicht von ihnen erkannt werden, weil sie auch nicht „faulen“), die Mutter des dynamischen Duos, auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde, ist Gretel nun das Ziel der Oberhexe. Die hat neben der Zauberstab- und Ast-Action noch das Bonusfeature, dass sie sich in eine menschliche Gestalt verwandeln kann. Aus der Funktion wird aber nicht wirklich was gemacht, außer dass sie zwischendrin – auch ohne Feuer unterm Hintern – mal heiß aussieht. Aber sie fühlt sich in ihrer zerfetzten Hexengestalt anscheinend wohler und schlüpft deswegen nach Sekunden wieder aus der Sexbombenhülle heraus – schade.
Das war es an Story eigentlich schon – ehrlich gesagt, würde das auch reichen. Nebenbei verliebt sich Hänsel noch in eine rothaarige Hexe (die übrigens auch eine weiße Hexe ist – kein Ahnung, warum die für das Ritual nicht gereicht hätte) und achja, weil er im Kindesalter so viel Süßkram essen musste, hat er nun Zucker… Ja genau. Wenn er sich nicht Sekunden nachdem sein Armband-Wecker klingelt eine Spritze setzt, nippelt er ab. Jetzt könnte man meinen, das wird ihm irgendwie während des Filmes immer mal wieder begleiten, aber eigentlich wird es nur für den allerletzten kampf gebraucht, wo er die Sex-Hexe schon fast erwürgt hat, dann machts aber Rrrrring und das Blatt wendet sich noch einmal für zwei Sekunden. Unspannend und schwach.
Die Schauspieler sind okay, aber Gemma Arterton – Gretel – guckt ein paar mal zu oft wie die Ober-Bitch schlechthin um die Ecke (siehe Bild). Da macht die Oberhexe (das ist sogar wirklich ihre Jobbezeichnung, wie sie auf ihrer Visitenkarte stehen würde) einen freundlicheren Eindruck. Jeremy Renner als Hänsel ist… okay. Er darf aber langsam mal wieder eine Rolle wie in hurt Locker übernehmen, das steht ihm besser, finde ich.
So viel wollte ich eigentlich gar nicht schreiben, denn der Film ist eigentlich nur eines: Furchtbar langweilig. Die Actionszenen sind unspektakulär und ohne Magie, die Story ginge so gerade noch ist aber sehr langweilig erzählt. Es gibt erfreulicherweise keine störenden Nebenhandlungen, da hält sich der Film zurück. Wie gesagt, alles in allem ist das alles sehr sehr sehr langweilig. Die Charaktere sind durchweg entweder hübsch und/oder unsympathisch und maximal eindimensional ausgestaltet. Die Effekte sind „Naja“ aber die Hexen sind zumindest nett geschminkt. Schockeffekte gab es übrigens überhaupt nicht – wer das im Kontext mit Grimms Märchen sehen will, sollte in die Serie namens „Grimm“ einschalten. Aber wirklich toll ist die Serie auch nicht, eher bescheuert. Dafür gibts im Film häufig Blut. Die Hexen zerspratzeln ähnlich wie die Viecher in „From Dusk till Dawn“ und gerne zerplatzt auch mal ein einzelner Kopf. Für Kinder ist das nix und den Film bringt das auch nicht weiter.
Aber wie oben geschrieben, ich hatte mit nichts Tollem gerechnet. Nun war der Film auch so wenig toll, dass ich mich nicht einmal darüber aufregen konnte. Der kleine Brüderle in mir gibt dem Streifen 10 Punkte, den es gibt ganz nette Ausschnitte zu sehen… und Hintern! Aber da würden auch Screenshots in diesem sog. Internet reichen. Ohne Brüderle gibts einfach Null Punkte, gelangweilte Null Punkte. Die Tomaten vergeben 15% und immhin 61% des Publikums hat der Film gefallen – bei uns waren es gestern doch überraschende 50%.