wir sind umgezogen

Seit dem 24.01. sind wir nun in der Geburtsstadt von Horst Schlämmer wohnhaft… endlich. Es war am Ende dann doch ein ganz schöner Ritt, mit vielen, knapp hintereinander getakteten Handwerkerbesuchen im Haus. Gott sei dank hat das funktioniert.

Der Umzug selber war dann nicht mehr so schlimm. Dank einiger tatkräftiger Helfer und einem sehr großen Umzugswagen ging das alles recht problemlos und schnell von statten. Leider aber auch nicht ohne Verletzten. Mein ehemaliger Super-Mitbewohner hat sich zusammen mit einem anderen Freund bereit erklärt unsere Katze einzufangen – das war uns vorher leider nicht gelungen. Funny ist halt doch sehr sehr ängstlich und hochheben lassen will sie sich schon gar nicht – und nwir beide sind unfähig sie durch ein Zimmer zu jagen, während sie das Gefühl hat, dass sie um ihr Leben bangen muss. Bei eroflgreichen Fangversuch hat Funny leider zugebissen, die Folgen waren ein tag im Krankenhaus und ein eingewickelter Arm/Hand. Ein umso größeres Danke daher an den Katzenfänger!

Aber schluss mit Katzen – es geht ums Haus! Es ist im Prinzip (bis auf die Außenanlagen) fertig. Im Großen und Ganzen gibt es nur noch ein paar Kleinigkeiten zu tun. Da wäre zunächst das leidige Thema Internet. Wir haben mittlerweile tatsächlich eine „Umzugsbegleiterin“ bei der Telekom, die wir sogar anrufen können! Leider haben wir aber daheim noch kein Internet/Telefon. Die „Dokumentation“ des Netzanschlusses ist wohl noch immer nicht bei der Telekom vollzogen, weswegen auch kein Techniker rausgeschickt wird. Hatte ich das schon mal geschrieben? Das bedeutet, dass wir weiterhin warten müssen. Vor allem warten wir auch nach dem Besuch des Technikers weiter, nämlich darauf, dass uns das Telefon freigeschaltet wird. Erst wenn das geschehen ist, kann die Telekom sehen, welche DSL-Geschwindigkeit bei uns machbar ist. Es werden maximal 16.000 Dingens sein, was leider für einen Viel-Streamer wie mich sehr sehr wenig ist. Der Super-Gau wäre dann, wenn diese Geschwindigkeit nicht über Kabel sondern nur über Funk verfügbar ist, dann ist das Volumen sogar noch auf 10GB begrenzt. Tschüss Streaming… Jaja, es gibt auch noch:

  • Internet via Satelitt mit max. 20.000er „Leitung“ und die teilt man sich mit 10 anderen Haushalten in der Region mit entsprechenden Folgen für die Bandbreite und bescheidenen Latenzen (Goodby Online-Gaming, sprich FIFA 2015)
  • Internet via LTE, schlechte Latenzen, Volumenbegrenzung

Nur wenn tatsächlich DSL 16.000 verfügbar ist, kann ich offentlich über einen Hybrid-Anschluss LTE dazunehmen und die Bandbreite auf 32.000 erhöhen. First-World-Problems.

Genug der Zahlen! Was fehlt im Haus noch? Die Treppe muss noch ein wenig nachjustiert werden, die Badheizkörper fehlen noch, drei Fliesen müssen noch verklebt werden, ein paar Vorhänge fehlen, in den Bädern hängen noch keine Spiegel, der Kamin hat noch keinen Zuluftkanal und wir haben uns noch nicht für eine Deckenbeleuchtung im Wohnzimmer entschieden. Sowas halt.

Zahlreiche andere Arbeiten haben wir in den vergangenen Wochen selber durchgeführt mit grandioser Hilfe insb. unserer Eltern. Lampen haben wir an die Decken „geschweißt“, Fußleisten angebracht, tapeziert, gestrichen… Dazu kommen ganz ganz viele Mini-Baustellen, die aber doch mehr Zeit kosten, als man sich wünscht, insb. wenn man handwerklich so wenig begabt ist wie ich.

Was nun noch immer nicht richtig funktioniert ist leider der TV-Empfang. Die Pro7-Sat1-Gruppe kriegen wir nur aus Österreich (?!) und Sky funktioniert noch gar nicht. Leider redet sich unser Elektriker so ein bisschen damit raus, dass er kein Fernsehtechniker ist und er natürlich auch generell nix vfür die Geräte kann, die wir an die Dosen anschließen – das ist mindestens unbefriedigend. Die Schüssel sei aber laut Messung korrekt ausgerichtet blablabla…

Derzeit warten wir noch auf unseren Esstisch, der kommt in einer Woche und dann müssen wir schon wieder losziehen und passende Stühle aussuchen – nachdem wir den Tisch auf eine Höhe von 77cm haben kürzen lassen, das hatte ich hier ja schon einmal thematisiert. Überhaupt diese ganzen Besuche in Möbelläden und Baumärkten… ich werde sie nicht vermissen.

Man sollte übrigens schon ein recht stattliches Sümmchen für all den Kleinkram einkalkulieren, den man im Haus so braucht. Das fängt bei der Beleuchtung an und beinhaltet auch Dinge wie neue Töpfe und Pfannen (weil man einen neuen Herd bekommt) und endet – von mir aus – beim Briefkasten oder Klingelschild. Das alles summiert sich unangenehm auf. Da macht das Aussuchen und Einkaufen noch viel weniger Spaß.

Ich werde mal schauen, ob ich in den kommenden Tagen mal meine Gedanken sortiere und eine Retrospektive zum ganzen Bauvorhaben schreibe. Derzeit bin ich dazu aber zu erschöpft. Es ist doch ganz schön anstregend Bauherr zu sein.

Leugnung auf Vorrat

Ich bin sprachlos – schreiblos, wie auch immer.

Ich kann nicht nachvollziehen, wie… es ist doch … hach.

Da fordert Herr de Maiziere ernsthaft und ganz ohne Ironie einen „Nachschlüssel“ für jegliche Verschlüsselung privater Nachrichten – wegen terror und so weiter. Das ganze dann auch noch im Kontext der Vorratsdatenspeicherung, die in Frankreich gerade bewiesen hat wie fantastisch sie funktioniert – NICHT! Und letztes Jahr wurde noch empfohlen EMails zu verschlüss… es ist ein Trauerspiel. Der unfassbare Grad an Verklärung oder Ignoranz, der über dem politischen Establishment (Kampfbegriff) liegt, ist für mich einfach nicht mehr begreifbar oder nachvollziehbar. Es ist zum Mäuse melken, Haare raufen, weglaufen – ja genau, weglaufen!

Vielleicht ist es daher eine Art Schutzfunktion der Telekom, in unserem neuen Domiziel die Sache mit diesem internet erstmal nicht ganz so zielgerichtet anzugehen… hach.

Und dann auch noch Karl Heinz Rummenigge – der mit den sexy Knees. Er sagte jetzt ähnlich humorlos, dass er natürlich die Auspeitschungen eines Bloggers in Saudi Arabien nicht gut heißt und der FC Bayern Verletzungen an der Menschwürde (oder so ähnlich) nicht gut heißt (oder so ähnlich), aber der FC bayern sei nun  mal auch keine politische EInrichtung. Und Sport und Politik muss man ja generell trennen. Ist das Dummheit und bewusste Missachtung der Realität? Jeder Mensch, jede Einrichtung ist politisch, insbesondere Einrichtung mit gesellschaftlicher Bedeutung, wie ein Sportverein mit der Größe des FC Bayern. Das zu verleugnen ist mindestens dreist. Falls ich irgendwo gezweifelt haben sollte, warum ich diesem Verein nicht mehr zujubeln möchte, hätte mich das daran erinnert.  Das Sportfunktionäre regelmäßig so tun, als könnte man Sport und Politik trennen bzw. als wären das zwei von einander vollkommen unabhängige Dinge ist schon ein starkes Stück.

Einfach alles unglaublich.

 

Mein Name ist Bauherr, ich weiß von nix…

Wenn du denkst, es geht nix mehr – kommt von irgendwo ’ne Treppe her! Mit diesem Satz bewerbe ich mich für die goldene Himbeere für misslungene Einstiege in Blogbeiträge 2015. Ich hab gute Chancen…

Seit gestern haben wir endlich eine Treppe im Haus. Vor ein paar Wochen ist dieses Projekt noch an zu hoher Luftfeuchtigkeit und zu niedrigen Temperaturen gescheitert. Das hatte gravierende Auswirkungen auf die restlichen Gewerke. Die Handwerker kamen nicht ins Obergeschoss, ohne die Gefahr im Nacken, mit einen kleinen Gewichtsverlagerung nach links einen ziemlich tiefen Sturz bis in den Keller zu riskieren. Insbesondere der Boden konnte daher nicht verlegt werden, denn der wird an die Treppe rangelegt, sprich: Treppe comes first! Und sowieso wäre es nicht möglich sämtliches Arbeitsgerät und Boden sicher über die Leiter ins OG zu schaffen. Aber auch ohne Boden im Erdgeschoss, konnte die Küche nicht eingebaut werden. Und ohne Boden generell macht es auch keinen Sinn die Türen einzubauen. Und zuletzt: Ohne Treppe ist es auch umso schwieriger das Treppenhaus endgültig zu streichen.

 

Und das ist noch nicht einmal alles. Dementsprechend rummelig ist es gerade in unserer „Villa“. Hinter diesen Problemen steckt – aus meiner Perspektive – die mangelnde Vermitlung von Expertenwissen. Ich hätte mich beispielsweise gefreut, wenn uns der Treppenbauer rechtzeitig informiert hätte, welche klimatischen Bedingungen im Haus herrschen müssen, damit die Treppe eingebaut werden kann. Ähnliche Situationen gibt es bei verschiedenen Gewerken. Der Raffstore-Mensch etwa hat die Stores eingebaut aber nie eine Übergabe/Abnahme mit uns durchgeführt. Wir wissen also gar nicht, ob die Dinger nun korrekt eingestellt sind (Endpunkte), wir sollen einfach davon ausgehen.

Generell ist es erstaunlich, wie selten es eine wirkliche Abnahme gibt. Bei Treppe und Küche gab es eine. Aber auch der Elektriker hat die Baustelle nun verlassen. Ob die SAT-Anlage korrekt angeschlossen, ausgerichtet usw. ist? Wissen wir derzeit nicht. Ob die Netzwerkverkabelung funktioniert? Wissen wir auch nicht. Was die grünen Kabel im Keller sollen, die da „rumhängen“? Ist nicht sein Gewerk. Ja wessen denn? Nicht seins. Aha – wir vermuten, das sind die Kabel für die Telekom, vielleicht für dieses ominöse APL.

Man muss wirklich kämpfen, um Infos zu bekommen. Dem sollte man sich als Häuslebauer bewusst sein. Ständiges Nachfragen und Beharren wird einen bei den Handwerkern nicht beliebter machen, aber leider muss das wohl viel zu oft sein. Und dann ist es doppelt schwierig, wenn man von der eigenen Persönlichkeit eher so gestrickt ist, dass man darauf vertraut, dass die Dienstleister schon vorausschauen, gewissenhaft usw. arbeiten bzw. handeln.

Ach nochmal die Telekom… wenn mein zukünftiger Schwager nicht zufällig der beste Telekom-Mitarbeiter der Welt wäre, dann hätten wir hier ein großes Problem. Und das besteht darin, dass die Bauherrenabteilung der Telekom eine Kommunikationspolitik betreibt wie Nordkorea. Da dringt absolut nix nach draußen! Der Telekom „gehört“ die letzte Meile, will heißen, das Kabel ins Haus darf ausschließlich die Telekom verlegen. Kein Vodafone, kein… kein… wen gibt es denn da noch? Dementsprechend, ist man auf das Unternehmen angewiesen. Blöd ist nur, wenn man als Bauherr nicht informiert wird, wie genau der Ablauf ist – das hatte die Hotline-Mitarbeiterin beim ersten Kontakt versäumt und uns mit den Formularen komplett allein gelassen. Allerdings lasen die sich auch nicht so, als könnte es Probleme geben. Das Problem war eher, dass sich von der Telekom absolut niemand aus der Bauherren-Abteilung gemeldet hat. Bis heute nicht! Durch den oben genannten Super-Mitarbeiter wissen wir nun generell woran wir sind, aber die sonstigen Anrufe bei der Hotline hätten wir uns auch sparen können. Allein die Aufklärung, welche Netzgeschwindigkeit wir bekommen können, welche Tarifpakete relevant sind, wann ein Techniker kommt, welche Arbeitsschritte stattfinden müssen, wieviel Zeit die brauchen… absolut keine Chance das alles herauszufinden – ohne Vitamin B.

Es mag Gründe geben, warum es sinnvoll ist, dass die Telekom hier ein Monopol auf die letzte Meile hat – aus wirtschaftlicher Sicht. Aus Kundensicht ist es aber leider der Super-Gau, denn man ist dem Unternehmen ziemlich hilflos ausgeliefert – insbesondere der Kompetenz der Bauherrenabteilung. Aus meiner Sicht ist die in Duisburg sitzende Abteilung mehr eine Briefkastenfirma als alles andere.

Silver Linings

Heute wollen wir uns mal Silver Linings ansehen – das bedeutet soviel wie: Ich habe ihn gesehen und schreibe euch nun, wie er war. Super, oder?

Die Hauptrollen in Silver Linings spielen Bradley Cooper und die Hauptdarstellerin des 2014-Fappenings Jennifer Lawrence. Beide spielen geschädigte Charaktere. Er hat seine Frau beim Seitensprung erwischt, den seitlich Besprungenen daraufhin ziemlich vermöbelt und daraufhin 8 Monate im Gefängnis oder Klinik – oder etwas von beidem verbracht, wo er lernen sollte, mit seinen Wutausbrüchen klar zu kommen. Lawrence hat ihren Mann verloren, weil dieser gestorben ist.

Beide spielen übrigens ganz fantastisch. Ich muss ja gestehen, dass ich Lawrence in zwei Hunger Games FIlmen gesehen habe und da fand ich sie, ihre Rolle und die Filme zum Erschaudern schlimm. Bei Cooper muss ich immer an den A-Team-Film denken, diese Frechheit von Remake – mit Liam Neeson als Hannibal… Das ist ungefähr so, als würde ich Uwe Ochsenknecht in einem Spielfilm über die Stones Mick Jagger spielen lassen, unpassender kann es kaum gehen.

Aber zurück zum FIlm: Lawrence und Cooper lernen sich kenne und fortan spielen sich ganz großartige Dialoge und Szenen zwischen beiden ab. Man spürt die tolle Chemie zwischen den beiden, merkt, dass das ganz hervorragend funktioniert und kann sehen, wie beide sich gegenseitig von ihrem Schmerz lösen. An ihrer Seite spielt auch insbesondere die Familie von Coopers Figur eine Rolle. Angeführt von seinem Vater, der durch Robert deNiro ganz hervorragend in Szene gesetzt wird. Auch hier spürt man, dass die Familie nicht so ganz dem entspricht, was man normal nennt. Das ist zwar eher ein Sideplot, aber der stützt den Mainplot ganz fantastisch. Beide greifen ineinander über, beeinflussen sich gegenseitig.

Ich laviere ein wenig umher, weil ich die Geschichte, die im letzten Akt noch zwei spannende Wendungen auf Lager hat, nicht verraten möchte. Aber leider Gottes, verliert sich der Film am Ende eher in einer Nebensächlichkeit und macht den Sideplot zur Hauptsache. Der Film wird sogar leider ein wenig unglaubwürdig, als Lawrence Figur plötzlich zu einem Wird-Nicht-Verraten-Lexikon mutiert, was auch und insbesondere die Rolle für mich unglaubwürdig gemacht hat. Auch sind am Ende ein paar Szenen nicht ganz durchdacht, wirken und funktionieren zwar symbolisch, aber helfen leider nicht der Logik und der Glaubwürdigkeit des Plots – letzteres weil sie einfach zu viel Drama in wenige Sekunden packen, ohne sie dann konsequent zuende zu führen (Ich sage nur Alkohol und Bar). Man hätte auch den Wettbewerb an dem die beiden teilnehmen, etwas ziviler und weniger mit Profiteilnehmern inszenieren können, ohne ihm etwas an Spannung und Intensität zu nehmen. Hier wurde zu sehr überspitzt, und daher: leider haarscharf unglaubwürdig.

Leider ist Silver Linings daher einer dieser Filme, die wirklich toll anzuschauen sind, bis dann der finale Akt beginnt. Der Teil, wo all die Fäden zusammenlaufen, sich noch einmal kurz ein Knoten bildet, bis den jemand rauszaubert. Er profitiert aber von den starken Charakteren, tollen Darstellern und starken Szenen in den vorigen Akten. Ich hatte Spaß bei Silver Linings, ich machte die Charaktere, ich mochte die Chemie. Er bekommt von mir 71 Punkte, er war ein bisschen besser als unterhaltsam, aber leider… das Ende.

Boyhood

Stellt euch ein Film-Konzept vor, in das man sich verlieben will. Dieses Konzept könnte heißen, man verfolgt einen Jungen, wie er langsam zum Teenie und zu Erwachsenen wird. Und man filmt dies über ganz 12 Jahre, packt noch ein paar gute Schauspieler dazu und schneidet es am Ende zu einem Film zusammen – Boyhood. Klingt top? Ich finde, das klingt top.

Aber hat es auch funktioniert… najaaaaaa, geht so. Der Film handelt in der Hauptsache von diesem Jungen, der langsam erwachsen wird. Dabei erlebt er den Streit zwischen seinem Vater und seiner Mutter und diverse Schwiegerväter usw. Er erlebt auch, wie sich seine Eltern verändern ,die Lebensumstände, das Verhältnis zu seiner Schwester. Das ist alles sehr glaubwürdig inszeniert und inhaltlich will ich hier nichts verraten, allerdings ist es etwas höhepunktarm.

Gut, vielleicht ist gerade das mal ganz angenehm, einen ruhigen Film, der ohne den großen Knall auskommt, aber leider muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir das dann doch zu wenig Höhepunkte waren. Ich mag es, wenn ein Film sich an einer Stelle zuspitzt,  Hier gibt es mehrere Stellen, wo der Film etwas Fahrt aufnimmt, aber eben immer nur etwas.

Das heißt aber gar nicht, dass es nicht Spaß macht, dem Jungen zuzusehen, wie er älter wird. Genau das macht den Charme dieses Films aus, aber auch nur deswegen, bin ich bis zum Ende dran geblieben. Denn – auch aufgrund der immer nur kleinen Ereignisse, wirkt das alles wie eine Dokumentation, repräsentativ für viele Kindheiten, Jugendphasen usw. Und in diesem Kontext: DIe tollen Darsteller tragen ihren Teil dazu bei, dass der Streifen so dokumentarisch wirkt.

Ich hatte eine nette Zeit bei dem Film, aber einmal schauen reicht auch. Er bekommt von mir 65 Punkte. Mensch bin ich derzeit kritisch….

Better Again – can a song save your life

Ich habe gestern den ersten, wirklich unterhaltsamen Tatort überhaupt gesehen – danke an Ulmen und Tschirner. Und wo feiert man sowas? Genau, bei Facebook! Carsten aber schrob – statt mitzufeiern – er habe gerade „can a song save your life“ gesehen und garnierte es mit „absoulte Guckempfehlung“.

Nun, da blieb mir nichts anderes übrig, als „Better Again“ tatsächlich anzusehen. Ist ja auch mal spannend, von einem Kumpel einen Guckbefehl zu bekommen und zu testen, wie mir der Film gefällt und danach dann hier darüber zu schreiben. Es besteht natürlich nun die Gefahr, dass meine Meinung nicht zu Carstens passt und er dann nie wieder meinen „Kritiken“ traut oooder noch viel schlimmer: meinen Blog nicht mehr liest. Ja, liebe Sozial- und Medienwissenschaftler, das ist der gelebte Uses & Gratification-Approach. Mal sehen, ob wir hier bald auch noch das Gefangenen-Dilemma unter bekommen.

Aber nun zum Film. Mark Ruffalo spielt einen Musikproduzenten, Keira Knightley eine Sängerin. So viel zu den beiden Hauptfiguren im Film. Beide sind auf ihre Weise gescheitert. Er ist einfach nicht mehr erfolgreich genug als Produzent, ihr geht die Beziehung zu ihrem Freund Dave flöten (Adam Levine, Maroon Irgendwas), weil der lieber den Starruhm genießt, statt ehrliche, authentische Musik zu machen.. naja, und Groupies und so.

Beide treffen sehr früh im Film aufeinander und entscheiden sich nach ein bisschen hin und her gemeinsam ein Album aufzunehmen, ganz ohne Hilfe von einem Plattenlabel usw. überall auf den Straßen New Yorks wird aufgenommen und am Ende soll es auf eine CD gebrannt werden, oder itunes… usw. Im Prinzip handelt der Streifen aber davon, wie die beiden wieder zu glücklichen Menschen werden, die durch das pure Ausleben ihrer Passion wieder Lebensmut finden. Mein Eindruck…

Für mich fühlte sich der Better Again sehr wie Californication an, gegossen in ein Spielfilmformat. Aber leider – lieber Carsten – war das nicht ganz meins. Das lag ein mehreren Dingen. Mir fehlte zunächst einmal – und oh mein Gott, dass ich das jemals schreiben würde – David Duchovny. Mir fehlte seine bildhübsche Immer-wieder-Frau / Exfreundin usw. und die anderen verrückten Charaktere aus der Serie. Es gab auch keine nackten Popöchen, die durchs Bild hopsten und insgesamt war der ganze Film von der Stimmung her dunkler, weniger fröhlich, weniger leicht und beschwingt. Er war aber auch nicht tiefer oder fokussierter. Die Charaktere wirkten platter, eher wie Abziehbilder der Serie.

Ich mag Mark Ruffalo generell, aber in dieser aufgedrehten, schnoddrigen Rolle funktionierte er für mich gar nicht. Keria Knightley… naja gut, kann man machen, sie hat eine tolle Mimik und kommt recht bezaubernd rüber. Was für mich bei den beiden aber nicht stimmte, war die Chemie. Die zwei kamen sich natürlich im Laufe des Films etwas näher und es sollte wohl auch ab und zu so ein bisschen knistern, aber für mich funktionierte das einfach nicht. Es fühlte sich falsch an.

Zur Musik: Adam Levine… ich frage mich, ob er sich vor jedem Song seine Genitalien mit einer Kneifzange abdrückt. Nee sorry, da höre ich lieber die Bee Gees. Schauspielerisch war das aber ganz solide. Nur wollte ich mir immer die Ohren zuhalten, wenn sein Gesang eingespielt wurde. Auch generell war mir die Musik zu langweilig, sprach mich nicht an. Ich liebe Gitarren-Musik wirklich und ich mag auch mal etwas melancholisches hören, aber die Lieder hier fand ich ereignislos und viel zu clean – insbesondere zu clean für eine Straßenproduktion.

Der Plot war im großen und ganzen okay, wenn auch relativ vorhersehbar. Die Unstimmigkeiten zwischen Vater und Tochter bzw. die kaputte Ehe – das ganze Familiending war sehr nebenbei erzählt und ließ mich total kalt. Der Film machte sich kaum Mühe die Frau und die Tochter überhaupt einzuführen, ihnen einen Charakter zu geben. Das war absolut überflüssig. Ich hätte mir viel mehr Fokussierung auf die einzelnen Schritte der Bandfindung bzw. der ganzen Beziehung zwischen Ruffalo und Knightley gewünscht. Stattdessen wurde ich erstmal mit einer 90 minütigen (gefühlt) Rückblende der Beziehung von Knightley und Levine „Beglückt“ (ich hasse Rückblenden) und dann dann kamen zahlreiche Montages (Bsp: Rocky  trainiert in mehreren aneinander geschnitten Szenen zu einem  Musikstück), wie die Band spielt, wie die Hauptdarsteller gemeinsam ihre Guilty-Pleasure-Songs hörten.

Das alles, selbst die Guilty-Pleasure-Songs waren mir viel zu vorhersehbar – der Film hat sich in meinen Augen nichts getraut, er war an keiner Stelle mutig. Ich schrubbte das oben schon – er hat zu sehr versucht Californication ins Kino zu bringen. Aber ohne den Mut einfach total Abgedrehtes zu machen. Ein Beispiel dazu noch: Knightley und Ruffalo hören sich ihre Guilty-Pleasure Songs an. Das waren Sinatra, Stevie Wonder sowas halt… aber das ist doch nicht Guilty Pleasure! Guilty Pleasure wäre für mich.. ach was weiß ich… Saturday Night oder Rythm is a Dancer gewesen. Etwas überraschendes, vielleicht dazu dann Sinatra, aber nicht Wonder und Sinatra.  BEi den Charakteren passten diese Songs aber wiederum genau – viel zu genau, das nahm ihnen jedoch das Unvorhersehbare, das Frische. Sie wirkten wie ausgestanzt, und konnten nicht ausbrechen.

Genau dieses Ausbrechen hat Californication für mich ausgemacht. Da herrschte Chaos und Anarchie und dann wieder ein wenig Ruhe, aber nur, um das nächste Chaos vorzubereiten. Ich sehe, was Better Again vorhat, ich möchte den Film mögen, aber er funktionierte für mich einfach nicht. Sämtliche Rezensenten und allen voran Mark Kermode sind da anderer Meinung als ich und schlussendlich Carsten auch. Ich gebe Better Again 60 Punkte, mit der Einschränkung, dass insbesondere, wem die Musik gefällt, aus diesem Film auch mehr ziehen kann als ich. Tut mir leid, Carsten…