Nehmen wir an, irgendwann kommt der Sohn/die Tochter und fragt: „Was ist eigentlich Zeitlupe?“. Da sollte man sich nicht lange mit Erklärungen aufhalten, zeigt 300: Rise of an Empire! Nehmen wir an, irgendwann kommt der Sohn/die Tochter und fragt: „Wie sieht Staub aus? Wie sehen Funken aus?“. Da sollte man sich nicht lange mit Erklärungen aufhalten, zeigt 300: Rise of an Empire! Nehmen wir an, irgendwann kommt der Sohn/die Tochter und fragt: „Was bedeutet das, „Scheiß-Film?““. Da sollte man sich nicht lange mit Erklärungen aufhalten, zeigt 300: Rise of an Empire… und das Kind wird danach fragen „Was hab ich dir getan? Hast du mich nicht mehr lieb?“
Oh mein Gott!!!! Was ist dieser zweite Teil von 300… also 302 für ein Mist. Dieser Text wird spoilerheavy, solltet ihr also noch 90 Minuten eures Lebens mit diesem Schrott vergeuden wollen und nicht vorher wissen wollen, was in dem Film passiert… 1. selber schuld, 2. hier aufhören zu lesen.
Den ersten Teil fand ich vor… acht Jahren oder so… sehr unterhaltsam. Der Zweite spielt teilweise parallel zu den Ereignissen und erzählt die Geschichte von… von… Thes… ich hab es vergessen… Tesa! Die Geschichte von Tesa. Tesa ist ein ziemlich guter griechischer Anführer und überraschte einst die Perser ganz fies und mörderisch. Unglücklicher Weise tötete er dabei mit einem Speerwurf über ca. 3km treffsicher genau den obersten persischen Herrscher – vergaß aber den Sohnemann zu töten. Der Sohn war Xerxes, den man auch aus dem ersten Teil kennt, allerdings noch ein wenig bärtig. Er war mehr so der Emo-Sohn, ein bisschen in sich gekehrt und schüchtern. Jedenfalls stirbt sein Vater und er wird von seiner adoptierten Schwester Ari… Ari… Archaeopteryx (gespielt Eva Green) überredet zu einer Ansammlung Einsiedler zu gehen, dort in einen Tümpel zu steigen und dann goldglänzend, ganzkörperrasiert, „glatt“ (ja, Filmzitat) und stinkwütend wieder aufzutauchen .Die Schwester ist übrigens nicht einfach nur eine schlecht gelaunte Schwester, sie ist eigentlich Griechin, aber als Kind jahrelang misshandelt worden. Das soll ihr ein Motiv geben, aber eigentlich ist diese von Persern zur Elitekämpferin ausgebidete Emmigranten-Griechin einfach nur mies druff. By the way, Eva Green spielt scheinbar ausnahmslos schlecht gelaunte, eindimensionale, überschminkte Frauen… naja. Gut, also Xerxes ist insb. auf diesen einen Speerwerfer-Griechen Tesa sauer und will deshalb Griechenland zerstören. Tesa kriegt davon Wind und will sich zur Wehr setzen. Hier kommt eine bemühte Verknüpfung zu Teil eins, er geht bei den Spartanern vorbei, die wollen aber ihr eigenes Süppchen kochen. Kurze Pause…
Bis hier hin ist der Film eigentlich noch ganz okay. Aus dem Off wird viel erzählt, jaaa, es gibt viiiiel Zeitlupe, tragende Musik, aber alles noch im Rahmen, ich fühlte mich relativ gut unterhalten. Weiter im Film:
Xerxes lässt seine Schwester den Kampf gegen Tesa auskloppen, während er sich bei den Thermophylen mit den Spartanern mehr oder weniger erfolgreich anlegt (Teil 1). Nun könnte die wilde Fahrt beginnen, tut sie aber nicht… Es geht auf See zur Sache, überwiegend alles in der Dämmerung oder in Grau – das war vermutlich damals eine Tageszeit… Morgens, Mittags, Abends, Grau… Auf See trifft der gewiefte Taktiker Tesa auf die fiese Archaeopteryx – zumindest indirekt. Mit einem listigen Manöver zerstört der Grieche mit seinen… 50 Schiffen viele von den 1.000 persischen. In der nächsten Szene sind die Griechen wieder an Land, die restlichen Perser warten anscheinend auf hoher See ganz gemütlich auf Runde 2 am nächsten Tag. Und am nächsten Tag, im Grauen, geht es zur zweiten Schlacht, wieder werden die Perser verarscht und in Archaeopteryx kocht die Wut gar fürchterlich. Und was lehrt einem die „Praline“ (dieses Titten-Magazin)? Wenn man sich streitet einfach mal knattern, dann geht das wieder weg! Die vermutlich erste Abonnentin dieses damals noch in Stein gehauenen Magazins zitiert Tesa auf ihr Schiff, um ihm zu erklären, dass der eh keine Chance hat, aber wenn er an ihrer Seite stünde, wäre alles hoppitoppi. Dabei kommen sich die zwei körperlich recht Nahe – und wie hieß es bei Boogie Nights immer so schön? – „und dann wird gefickt!“ Und zwar nicht einfach nur so, hier wird ge-wrestle-kopuliert. Der Raum – ach was – das Schiff quasi in Schutt und Asche gelegt, während die zwei sich versuchen auf brutalste Art und Weise zu rammeln. Aaaber: Coitus-Interruptus nach 30 Sekunden Griechisch-Persisch ohne Zeitlupe (durchaus erwähnenswert) und die Brüste von Eva wehen, schlingern, stehen (wie ihr wollt) durchs Bild. Tesa hat sich nämlich trotz immensen Einsatzes von Archaeopteryx gegen eine Zweisamkeit entschieden und wird wieder heim geschickt.
Nochmal Pause! Pfffuuuu… bis hier hin bestand der Film zu 80% aus Zeitlupen und dabei Gelaber. Die „Kämpfe“ auf See waren recht… schwach und langweilig inszeniert und vor allem grau. Der – wie immer – überflüssige 3D-Effekt tat sein Übriges, dass die Kampfszenen dunkel und unübersichtlich waren. Wooo war ich? Ach genau:
Archedings ist sickig, Tesa auch und.. .wie ging es denn weiter? Mit noch einer Seeschlacht! Die Perser gewinnen die nun endlich mit einer Menge Bumms und Feuer und so weiter. Tesa wird an Land gespült, derweil hat Xerxes die Spartaner besiegt und Athen dem Erdboden gleich gemacht. Tesa gibt aber nicht auf und will die Spartaner und Athen quasi als Märtyrer nutzen, um alle Griechen zu einen und dem Xerxes die Hölle heiß zu machen.
Das geht so minder gut, die Spartaner unter neuer Führung (der Frau von Leonidas – Cersei Lannister) sind nicht so richtig überzeugt. Erst als Tesa ihr das Schwert ihres Mannes gibt, zeigt sein Werben Wirkung… vielleicht hätte er sie auch einfach flachlegen sollen. Es gibt also wieder eine Seeschlacht. Problem: Die Griechen haben nur noch eine Hand voll Schiffe… ja genau… 5! Fünf Schiffe, kein einziges mehr gegen total viele persische. Griechen können zählen! Aaaber der Tesa – der alte Stratege – hat einen Superplan, nix kann schief gehen. Los geht die zeitlupige Fahrt, Archedings mit hunderten Schiffen gegen… 5. Es kracht im Grauen, griechisches Blut spritzt, Knochen fliegen, Wasser gichtet. Tesa der alte Optimist meint aber, wenn die olle Anführerin um ist, dann sind die restlichen Perser auch nix mehr wert. Und hier tritt sein Suhuuuper-Plan in Aktion. Wie hieß es in… woanders…? „Ein Pferd, ein Pferd, ein Königreich für ein Pferd!“. Plötzlich holt Tesa aus dem Rumpf des Schiffes einen Gaul hervor, so wie K.I.T.T damals immer aus dem schwatten LKW der „Foundation für Recht und Verfassung“ rausgefahren ist und prescht Richtung der fiesen Schwester vor – ja so quasi über Schiffwracks und Wasser (Noah wäre stolz auf seinen pferdischen Vorfahren – übrigens lief zu dem Film „Noah“ mit Russel Corwe als Noah – und ich glaube Anthony Hopkins als „Gott“ ein trailer vor dem Film. Schlimm!). Unterschied zu Knight Rider: Die Szene ist kurz und lässt daher offen, ob das Pferd sprechen kann, Bonnie und Devon Miles sind nicht im Bild und ich habe keine Uhr gesehen, in die Tesa hätte reinsprechen können. Jedenfalls beginnt jetzt der Endkampf zwischen den beiden Antagonisten – in Zeitlupe. Tesa gewinnt, die Spartaner kommen, Archeopteryx liegt im Dreck, Xerxes ist wütend der Film vorbei.
OOOOOOh Gott!!!! Was war das langweilig. Die Dialoge größtenteils sinnbefreit, der Film wäre ohne Zeitlupe tatsächlich (und das ist wirklich nicht übertrieben) in max. 20 Minuten vorbei, das 3D ist Schrott, die Kampfszenen sind nix Neues und dazu auch noch lahm.
Ich erinnere mich, dass ich Xerxes im ersten Teil ganz großartig und geheimnisvoll fand und ich hatte eigentlich gedacht, dass der im zweiten Teil häufiger auftaucht mit seiner riesenhaften, glitzernden Figur und der tiefen, durchdringenden Stimme. Insbesondere diese enttäuschte aber brutal, denn anscheinend wurde er von einem fistelnden, 5-Jährigen Bee-Gees-Coverband-Mitglied eingesprochen und dann ein Stimm-Modulator drübergelegt, der aber wohl seine Aussetzer hatte. Und er tauchte halt einfach zu selten auf. Stattdessen hauptprotagonierte die dunkel geschminkte Eva Green, die so viel Bedrohung ausstrahlte wie ein Rentner der mit seinem Rollator unkontrolliert auf eine Menschenmenge „zurast“ (jaja, siehe beim Postillon).
Das einzige gute an diesem Film war: ich mag die Darstellerin von Cersei Lannister – was auch immer die Lannisters mit den Spartanern haben. Eva Green oben ohne kann man sich anschauen und der Abspann des Films war schön, weil es der Abspann war und weil die Zeichnungen nett waren und das 3D hier gut funktionierte. Dass der Film zu 100% vor Green-Screen mit viel CGI gedreht wurde, viel nicht negativ auf, passte zur „Ästhetik“. Ansonsten fügt der Film dem Genre des Action- oder Sandalenfilms absolut nix Neues hinzu.
Komme ich also zur Punktevergabe. Ich gebe für jede nackte Brust im Bild je einen (insg. 4), dann noch 2 für Cersei und 4 weitere um a) auf 10 zu kommen und b) weil es einfach zu herrlich war, wie Xerxes nach seiner Verwandlung aus dem Off als „glatt“ beschrieben wurde. Bamm, das macht 10 Punkte – herzlichen Glückwunsch. Trotzdem: Auf keinen Fall anschauen!