Überholmanöver

Ich war gestern auf dem Weg ans andere Ende der Stadt – mit dem Dienstaudi. Und das Gute ist, wir haben hier direkt Schnellstraße und Autobahn  vor der Tür. Vermutlich ist das so, weil sich die Stadtplaner früher gedacht haben, „Ey Alter, jetzt stell dir vor, wir müssen nochmal in dieses Garath zurück… da müssen wir aber ganz schnell wieder raus!!!“ (bei mir fangen diese Gespräche immer mit „Ey Alter“ an, weil ich mir diese Leute immer total stoned vorstelle.. sorry dafür). Und zack, war die Stadt an die Schnellstraße herangeplant.

Jedenfalls gleite ich mit „Cannonball“ im Radio über die Bahn – soweit „gleiten“ mit einem 25-Jahre alten Auto möglich ist. Ich gleite vor mich hin, angetrieben von der Musik und irgendwann, iiiiirgendwann muss ich halt von der Bahn wieder runter. Und ihr kennt das, oder? Dieses Gefühl, sich plötzlich wieder an Verkehrsregeln halten zu müssen, weil die Polizei in der Nähe sein könnte? In meiner Welt nämlich, ist die Polizei NIE auf der Autobahn. Klar, da stehen ab und an Kameras, aber mein Navi warnt mich davor, ich kann hier also fahren wie Knüppel-aus-Sack!. Aber gut, ich bin also wieder im Städtischen und bremse runter auf… hach… 50. Die Straße ist vierspurig und… Moment!

Was soll das eigentlich mit „die Straße ist vierspurig“? Was heißt denn dieses vierspurig? Das heißt, zwei Spuren in die eine und zwei in die andere! Aber bin ich der Einzige der so ignorant ist zu denken, wenn jemand erzählt „ey, und da war die Straße voll breit und vierspurig und so“, also der einzige der dann denkt „woooow, geil zum Rennen fahren, ist ja echt breit!“? Wenn ich auf der Straße fahre, dann interessiert mich doch die Gegenfahrrichtung nicht!!! Wenn ich, um ans Ziel zu kommen, zwei Spuren zur Verfügung habe, dann ist die Straße zweispurig! Das ist diese Marketing-Unterwanderung, dieses alles größer und toller machen, als es ist. Sowas für den Bürgermeister, der sich dann hinstellen kann und sagen: „Ja, die Müllerstraße wird eine große, vierspurige Straße blablablabla…“, alle denken „Woooooowwww. Das ist ja ries… Moment“ Meint der jetzt vier Spuren je Richtung?“.

Aber zurück zum Thema. Also ich fahre diese zwei(!)spurige Straße entlang, bin im 50km/h-Cruise-Modus und vor mir tut sich so ein Schleicher auf. Der fährt gerade mal 53 km/h – maximal – und ich fahre unweigerlich langsam auf ihn auf – weil 50km/h heißt bei mir so 65… ich war nie gut in Mathe, Neuland!  – Ich fahre langsam auf ihn auf, die nächste Ampel kommt bestimmt und ich weiß schon vorher, der wird anfahren, als hätte er vor sein Auto einen Rollator gespannt und wäre nebenbei noch auf der Suche nach Kleingeld. Ich denk mir, „wechsel halt auf dieser zweispurigen, großen Straße die Spur“ und währen dich diesen Gedanken beginne zu exekutieren, huuuupt es plötzlich hinter mir, und so ein weißer, japanischer Kleinwagen, vollgepackt mit jungen Prolls in der sexuell ergiebigsten Phase ihres Lebens brettert an mir vorbei. Und diese Hupe ist dann ja nicht so ein Hupen, wie wenn auf der Bahn ein Ferrari oder Lotus oder so vorbei will. Dieses angenehme Hupen, wo man einfach anerkennt, dass dieses Auto – nicht zwingend der Fahrer – dieses Auto es verdient hat, schneller zu fahren, weil  es einfach toll ist. Also dieses Hupen mit den Schmetterlingen und Rosenduft. Nein es ist dieses prollige Hupen, dass dich anbrüllt und sowas ruft wie „WIR SIND VIEL GEILER UND JÜNGER ALS DU!!!!“, es hört sich also ungefähr so an „Braaaaaaaooooooaoaaaaaaaaaaaaaaaaaaa“.

In mir löste das gestern gleich hundertzwanzigtausend Flüche aus, ich zeterte am Lenkrad wie der größte Urmensch und dachte nur „Ich krieg euch!!!! Ich krieg euch!!!! Und wenn ich euch gleich habe dann… dann… dann… zeig ich euch den Stinkefinger!!! Sollen sie mich doch wegsperren, aber ich zeige euch den Stinkefinger auf eine Art und Weise, wie ihr ihn noch nie gesehen habt. Und ihr werdet euren Kindern und Enkeln noch davon erzählen, wie ihr damals einen Kerl in einem abgerotzten Audi hupend überholt habt, um ihm zu zeigen, wie cool ihr seid und wie viel schnittiger und neuer euer Wagen ist und ihr werdet euer Leben ändern und von nun an jedes Weihnachten in Obdachlosenheimen Essen ausgeben und der gute Mensch werden, der ich nie sein wollte. Hah!!!! Loser!!!!!!“

Dann gibt es zwei Möglichkeiten: ich erreich die nie wieder und rede mir ein, dass ich ein vernünftiger Kerl bin, weil ich meine Aktionen doch irgendwie im Griff habe – was natürlich Quatsch ist, ich bin einfach zu lahm. Oder ich erwische die Jungs, zeige meinen Stinkefinger auf die einzig mögliche Art, wie man einen Stinkefinger nun mal zeigen kann, werfe das böseste Gesicht in die Waagschale, dass mir Gott zur Verfügung gestellt hat und merke dabei wie enttäuschend erbärmlich das aussehen muss und die Jungs mich a) nicht mal wahrnehmen oder b) denken „Pfffff“. Manchmal würde ich mir sogar fast wünschen, dass sie mich nach dem Stinkefinger körperlich bedrohen, denn dann wüsste ich, dass ich sie gaaaanz tief drinnen da irgendwo berührt habe!

Und während ich dann gestern so hinter den Herrschaften herbrause, sie waren auch noch zu viert im Auto, fällt mir plötzlich etwas auf. Es ist wie so eine Eingebung. So ein Gedanke, der vom Himmel herabschwebt und dich ganz zart und seicht umhüllt und dir dann langsam ins Ohr säuselt, ganz warm und zärtlich: „Hey Ingo… Ingoooooooo… diese Typen da im Auto, die sind DU vor etwa 15 Jahren, ich hab sie geschickt, um dir genau das zu zeigen…“ Schwaaaaauuuuuuuusssssssssssss (zischt der Gedanke hinweg). Und plötzlich wird mir klar, „Scheiße… das bin ja wirklich ich vor 15 Jahren, wie ich mit Bimm Bamm und Bumm zur Videothek fahre, mir From Dusk till dawn zum x-ten Mal leihe, wie ein Affe Salma Hayek angeifere und danach noch mitten in der Nacht zu McDonalds fahre und niiiemals bei einem Date von diesen Abenteuern erzählen werde, weil ich selber irgendwie weiß, dass das eine total sinnlose Verplemperung von Zeit ist.“ Ganz schlimm: Ich hatte echt viiiel Zeit für den Gedanken, weil der Rest des Weges total zugestaut war…

Und heute morgen, als mich Kasimir geweckt hatte – so um 6.00 Uhr – und ich nicht mehr einschlafen konnte, schaute ich ein wenig Louis CK bei Youtube und wie es der Zufall so will, hat er fast genau dazu ein bisschen Comedy gemacht. Und es ist lustig!

Alles irgendwie gleich demokratieschädlich

Ich habe via bildblog eine sehr schöne Auswertung der Präsenz von Politikern in Talkshows des öffentlich-rechtlichen Rundfunks gesehen. Das Ergebnis lässt sich kurz fassen zu: Es wurden zu jeder Sendung im Untersuchungszeitraum Unionspolitiker eingeladen – Vertreter von Parteien die nicht im Parlament sind, werden nur beim ZDF eingeladen – aber gefühlt auch eher aus Versehen.

Das kann/sollte man sich hier mal ansehen – es ist auch nicht viel zu lesen, sondern wegen der vielen Kuchendiagramme vielleicht auch eher „süß“ und zum Gucken.

Aber ich will nicht nur verlinken, ich will auch noch ein bisschen mutmaßen. Ich finde, man hat in einigen Sendungen und Interviews mit Merkel und Steinbrück einige Unterschiede der beiden Parteiprogramme feststellen können – dabei waren die Ziele vielleicht gleich, aber der beschriebene Weg dorthin bei weitem nicht. Nun bekommen wir aber von den Medien permanent erzählt, der Wahlkampf wäre nicht nur wegen der merkelschen Demobilisierungstaktik so langweilig, sondern auch weil die Parteien sich bei ihren Programmen so sehr unterscheiden. Gleichzeitig nervt der Wahlkampf dann auch noch.. zu Schröders Zeiten, weil er zu laut war und jetzt eben, weil er zu leise ist. Nun, wer könnte dafür u.a. auch Verantwortung tragen?

Ich finde das eigenartig, weil – auch wenn man es kurz selber nachprüft und nicht nur den Spitzenkandidaten glaubt – es eben doch einige Unterschiede zu geben scheint. Ich mutmaße, dass die Medien aber gar kein Interesse an der Darstellung der programmatischen Unterschiede haben, denn das würde um einiges mehr Arbeit bei Recherche und Vergleich und bei der Interpretation verlangen. Vielleicht unterstellen sie ihren Zuschauern und Lesern aber auch einfach mangelndes Interesse an den Inhalten und gesteigertes Interesse an überflüssigen Kommentaren zu (überflüssigen) Stinkefingern, Schlandketten und ähnlichen Nebengeräuschen [Anm.d.Red.: ich wüsste übrigens gerne mal, warum die SZ die Bilderstrecke ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt rausgebracht hat].

Ich wünsche mir noch immer eine Sendung mit großen Tafeln, auf denen einzelne Themen wie Griechenlandrettung, NSA-Affäre uvm. von wirklich schlauen Menschen besprochen und die Lösungen der Parteien aufgezeichnet werden – so politisch neutral wie möglich. Irgendwann kann man diese Themen dann in Beziehung setzen und Interdependenzen aufzeigen. So könnte man uns Wählern die Komplexität von politischen Entscheidungen und vor allem auch unterschiedliche Lösungswege und Auswirkungen nahelegen. So eine Erklärbärsendung würde ich mir sofort im Fernsehen/Youtube (wo auch immer) anschauen – klar, ist ja auch meine Idee.

Aber es ist natürlich einfacher ständig zu beklagen, wie langweilig der Wahlkampf ist und wie wenig sich die Parteien noch unterscheiden. Mag sein, dass den Redaktionen die Zeit für Recherche usw. fehlt, aber trotzdem halte ich das – sofern meine These die Wahrheit tangieren sollte und gefühlt tut sie das – für sehr demokratieschädlich.

Einmal Obama-Wahlkampf mit Chili bitte!

Ich fahre jeden Tag an einem Plakat von Peer Steinbrück bzw. der SPD vorbei, bei dem ich immer an Obama denken muss. Und zwar das da unten:

Erstmal sieht das Plakat „aus der Nähe“ am Bildschirm doch seeeehr zusammengeklebt aus. Mich dürfte ein Esel in den Hintern treten, wenn Peer wirklich genau so vor dieser Menschenmenge stand.

Dann kommt noch dieser „wow-ich-kann-gar-nicht-fassen-dass-ihr-alle-für-mich-da-seid“-Blick dazu, der für Peer Steinbrück ungefähr so authentisch ist, wie der Spruch „Das Wir entscheidet“. Der – aber vielleicht leide ich auch unter Verfolgungswahn – auch seeehr dem amerikanischen Wahlkampf von Obama entliehen zu sein scheint „Yes We Can“.

Immerhin hat der SPD-Wahlkampf aber wirklich ein Leitmotiv, dass sich komplett durchzieht. Der Wahlkampfslogan, die Message die dort transoprtiert werden soll, dass wir uns alle gegenseitig helfen sollen, dass wir es nur gemeinsam schaffen, dass wir alle gleich sind usw. passt überhaupt nicht zu dem Spitzenkandidaten und das spiegelt sich nun sogar auch in den Plakatmotiven wieder. Gratulation… Hat die SPD die Kampagne eingekauft, bevor sie sich für Peer entschieden hat? Kannte die Agentur bzw. der Entscheider, der diese Kampagne wollte, Peer Steinbrück nicht?

Ein Wahlkampf (auch bildlich und sprachlich) mit richtig harten Argumenten, mit markigen Sprüchen auch auf den Plakaten, das wäre für Steinbrück authentisch gewesen – vielleicht nicht total sozial rübergekommen, vielleicht auch nicht sonderlich SPD-Werte-nah, aber ich glaube, es wäre erfolgversprechender gewesen. Wenn ich einen Kandidaten habe, der sich Authentizität auf die Fahne schreibt, der nun nicht zwingend als der sozialste daherkommt, dann kann ich doch nicht versuchen, ihn in eine Schmuse-Romantik-Glücksbärchi-Atmosphäre einzufluffen, dann muss ich eben insgesamt hart und kantig auftreten. Das eine passt einfach nicht zum anderen.

Das ist echt schade, richtig schade, wie die SPD es an allen Fronten verbockt – also voraussichtlich…

Bauen? Kann ich alles selber…

Nachdem die Entscheidung für ein Grundstück gefallen war, ging es für uns an die Planung des Hauses und vor allem: Wer macht das jetzt für uns?

Mein Angebot, dass ich das komplett alles selber machen könnte. weil ich seit Kindesbeinen schon Erfahrung mit Hausbau und -planung habe, wies Annika ziemlich schnell ab, als ich meine Idee vorstellte: „Das ist das Haus vom Ni-ko-Lau….“ Unverschämtheit!!!!!

Zunächst hatten wir mit Viebrock und Town & Country (ich könnte ganze Seiten füllen, warum das eine sehr schlechte Namenswahl ist, der wichtigste Aspekt: Zusammen mit dem Logo fühlt sich das an wie eine unzuverlässige  Klitsche) gesprochen. Beide bieten Häuser aus dem Katalog an, was „schlimmer“ klingt, als es ist. Wir haben uns in Kaarst bei Viebrock die Musterhäuser angeschaut und die sind wirklich sehr sehr schick – was vermutlich auch daran liegt, dass nur Möbel von Rolf Benz und ähnlichen hochpreisigen Designern verwendet werden – es gibt sogar ein Jette Joop-Haus… äh… super… . Aber so ein Besuch ist durchaus inspirierend und macht Lust aufs Bauen – auch mit Viebrock. Auch wenn man ziemlich schnell lernt, dass ohne Lottogewinn doch die ein oder andere Idee für uns nicht realisierbar ist.

Town & Country setzt auf ein Franchisesystem, bei dem man sich halt mit einem Franchisenehmer zusammensetzt, bei ihm im Büro und alles durchspricht. Viebrock ist da um einiges repräsentativer und „schöner“, bei dem Musterhauspark ist auch ein Bereich mit Beraterbüros, wo auch Finanzierer drin sitzen, man bekommt vor dem Haus einen Parkplatz mit Namen, wird ständig angerufen, gefragt wie es geht, der Service ist einfach super – alles sehr empfehlenswert, aber das alles zahlt man auch mit. Bei T&C besteht dagegen auch mal die Gefahr, an einen Franchisenehmer zu kommen, der mal gar nix erklärt. Wir saßen bei einem, hatten gar keine Ahnung und er erklärte absolut gar nix… wir mussten alles nachfragen, wussten zu dem Zeitpunkt aber noch gar nicht, was wir fragen können/müssen. Aber das war vielleicht ein Einzelfall, denn es gibt auch gute T&C-Vertreter, haben wir auch festgestellt.

Viebrock und T&C sind Anbieter, die einem im Prinzip alle Aufgaben abnehmen. Sie bauen ein Haus, dass sie selber schon 100te Male gebaut haben, man braucht keine Angebote bei Handwerkern einholen, die Statik und Architektur ist bereits geklärt. Das heißt aber auch, dass Änderungen am ursprünglichen Grundriss nicht ganz kostenfrei sind – da fallen schon mal Sätze wie: „Wenn wir hieraus eine Stadtvilla machen wollen, kostet das XX.XXXX Euro mehr“. oder „Wenn sie hier noch einen Raum zwischenschieben wollen, kostet das X.XXX Euro mehr.“… Ähm… autsch! Das ist natürlich irgendwie auch nachvollziehbar, weil der Preisvorteil bei den Kataloghäusern ja ist, dass eben kein Statiker und Architekt mehr ran muss – so hab ich das zumindest verstanden. Trotzdem… autsch!

Dass das Individualisieren Kosten produziert kann besonders dann ein Problem werden, wenn in der Gegend in der man bauen will, ein ausführliches Gestaltungshandbuch existiert. So war es bei uns, unser Haus muss z.B. zwei volle Geschosse haben, die Traufhöhe (Regenrinne) mindestens bei 6,00 Metern liegen, der Dachfirst darf nicht höher sein als 10,50 Meter und Flachdächer sind verboten. Auch die Richtung des Daches kann hier festgelegt sein. Und da fängt der kostenintensivere Spaß mit einem Anbieter wie Viebrock oder T&C an, wie oben beschrieben. Das ursprüngliche Preisschild gilt dann leider nicht mehr .

Wenn man aber – so wie wir – mit einem Architekten und Bauingenieur zusammenarbeitet, kann man sehr viel individueller bauen, hat aber auch mehr Aufwand. Und nachdem wir jetzt bestimmt 100 Grundrisse selber gebastelt und wieder verworfen haben (zu empfehlen dafür ist www.roomle.com), war das für uns die absolut richtige Entscheidung. Man will beim eigenen Haus ja auch nicht zu viele Kompromisse eingehen.

Selbst einen bestehenden Grundriss (einfach mal googeln) auf die Größe des eigenen Hauses anzupassen klingt lapidar, aber wir haben gelernt, dass das aus verschiedensten Gründen dann doch nicht so einfach funktioniert. Ich bin ehrlich, die ganze Grundrisserei kann zwischenzeitlich arg nervig werden, aber am Ende hat man halt doch etwas selber „geschaffen“ und wenn man sich einmal an den Raumplaner gesetzt hat, macht es dann doch auch wieder Spaß. Dazu werde ich aber in einem anderen Posting etwas mehr schreiben.

Wir hatten echt richtig dickes Glück, weil wir die Chance haben, mit Bulldos Vater zusammen zu bauen. Das war ursprünglich gar nicht so geplant, wir wollten eigentlich nur ein paar Anhaltspunkte erfragen, worauf wir bei Bauvorhaben achten müssen. Aber jetzt sind wir uns sicher, mit jemanden zu arbeiten, dem wir zu 100% vertrauen können und der dazu auch noch immer für uns da ist und auch wirklich gut erklären kann, was warum Sinn macht und was man vielleicht doch besser sein lässt. Wir hätten viele Dinge ohne ihn gar nicht erfahren, denn er hat sehr viele Punkte angesprochen, die uns bei den Gesprächen mit den oben genannten nicht gesagt wurden – auch wenn diese Gespräche auch sehr lehrreich und nützlich waren.

Vertrauen ist bei solch einem teuren Unterfangen, bei dem Kosten auch aus dem Ruder laufen könnten schon sehr wichtig. Ja, das soll jetzt durchaus Werbung für Bulldos Vater sein.

Bumm-Bumm-Boris und das Grundstück

Das erste was wir für unser Bauprojekt in Angriff genommen haben war die Grundstückssuche. Zwar gibt es auch den ein oder anderen Bauträger, die einem zunächst ein schickes Haus verkaufen wollen und DANN solle man nach dem passenden Grundstück suchen, aber das wird wohl nur in den seltensten Fällen klappen. Da komme ich später noch zu.

Wir hatten bestimmte Kriterien, die das Grundstück erfüllen sollte. Uns war die Lage sehr wichtig. Um das zu spezifizieren: Ideal wäre es, wenn das Grundstück in einem Neubaugebiet liegt, das noch nicht ganz unerschlossen ist, wo bereits junge Familien wohnen. Dann sollte es auch verkehrstechnisch gut angebunden sein, verkehrsberuhigt, Kita, Schule und Supermarkt in der Nähe haben, in der Nähe eines Ballungsraums liegen und naja… asozial sollte die Gegend nun auch nicht sein. Das klingt arg nach Kompromiss, den man eingehen muss – die Frage die sich nun jeder stellen muss ist, wie groß/klein muss/darf/soll dieser sein.

Wenn man dann mit diesem Paket auf die Suche geht, braucht man schon eine Menge Glück. Denn Grundstücke in Neubaugebieten sind nach unserer Erfahrung sehr schnell vergriffen. Gerade weil sie oft die oben genannten Punkte erfüllen und bauen im Moment wegen der Zinslage als „preiswert“ bezeichnet wird.

Ein wichtiger Hinweis zwischendrin. Auf der Website www.boris.nrw.de kann man sich u.a. BodenRichtpreise ansehen. Das ist sehr hilfreich, um sich vorab zu informieren, wo wohnen überhaupt in Frage kommt und ob die verlangten Preise wirklich realistisch sind. Ihr müsst am Anfang auf der Website AGB bestätigen, die ich noch nie gelesen habe, der Spaß kostet aber nix, einfach machen! Die Bedienung danach ist – bestenfalls – als hakelig zu beschreiben. Dringend nutzen, wenn ihr ein Grundstück sucht… in NRW…

Aus unserer Sicht hatten wir ziemlich fix eine riesige Tonne Glück, denn das Neubaugebiet, dass wir gefunden hatten, war sofort absoluter Favorit – also zumindest meiner, Annika hatte ein bisschen länger gebraucht, um ähnlich überzeugt zu sein, wie ich. Erstmal wohnen da schon liebe Freunde von uns  – wir sind also nicht allein und können dort direkt eine konspirative Zelle gründen – und dann treffen auch wirklich noch alle der oben genannten Kriterien zu. Der Preis war auch noch im Rahmen von dem, was wir ausgeben wollten. Ein anderes Neubaugebiet war zwar preiswerter, aber war leider verkehrstechnisch nicht so gut angebunden. Wenn man mit den Öffis 1,5 Stunden, statt 30 Minuten Arbeitsweg hat und die Strecke eigentlich nur 5km länger geworden ist, dann ist das nicht schön. Da hätte ein zweites Auto her gemusst – und vermutlich müsste darüber hinaus auch der Dienstaudi in den kommenden Jahren mal erneuert werden – da wäre der preisliche Vorteil schnell dahin gewesen.

Und dann passierte, das, was unausweichlich war. Wir reservierten das Grundstück, gingen zum Bauträger Viebrockhaus, wo wir uns in eines der Musterhäuser (Massiv- nicht Fertighaus) verliebt hatten und das (naja, also fast) Traumhaus passte nicht auf das Grundstück. Was wir nicht bedacht hatten waren nämlich die Baufenster und die Gestaltungsrichtlinien. Es ist toll, wenn ein Grundstück 15 Meter breit ist, aber das heißt trotzdem nicht, dass das Haus 15 Meter breit sein darf. Links und rechts müssen 3 Meter zum Nachbargrundstück freigehalten werden, zur Straßenseite dürfen sogar 3,50 nicht mit Haus bebaut werden – das lässt sich nur durch Erker ein wenig aufweichen. Dazu kam, dass auf unserem Wunschgrundstück noch eine Traufhöhe von mindestens 6 Meter Pflicht war – dazu kamen noch ein paar andere Dinge, die für uns aber keine Rolle spielen (die Gestaltungsrichtlinie). Auch das muss man bedenken. Da hatten wir plötzlich unser Luxus-Dilemma, ein toppes Grundstück aber leider passte das Haus der Wahl nicht drauf. Wir haben uns für das Grundstück entschieden.

Noch ein kurzer Hinweis zur Grundstückssuche. Die Zeit, die man sich Grundstücke reservieren kann ist sehr unterschiedlich. Wir haben bei zwei Grundstücks… öhm… Grundtsücksverkaufsfirmen… ihr wisst, was ich meine… Grundstücke reservieren lassen. Die einen gaben uns 4 Wochen Zeit, die anderen 4 Monate eine Entscheidung bzgl. des Kaufs zu treffen. In dieser Zeit muss man eigentlich Finanzierung und Grundriss parat haben, je nachdem, was und ob eine Baugenehmigung Teil des Kaufvertags sein soll – aber eigentlich auch, um einschätzen zu können, ob das wirklich das Grundstück sein soll, dass man später mal bebauen will. In 4 Wochen die Finanzierung festzuzurren war für uns – und ich vermute ist für die meisten – nicht möglich. Da müsste man schon vorher sehr genaue Vorstellungen haben, was man bauen will und das muss dann auch auf das Grundstück passen – oder man hat eine Menge Geld irgendwo rumliegen. Vier Monate sind dagegen ein realistischer Zeitraum, den man für das Bauplanen und Finanzierplanen einrechnen kann.

our House, in the middle of the Blog…

Die ursprüngliche Idee dieses Blogs war es, meinen Aufenthalt in Australien zu dokumentieren. Ich wollte nicht alle Nase lang Mails schreiben und erzählen, wie es denn gerade so ist, was es Neues gibt usw. Am Ende wäre das eine große Copy-Paste-Show guttenbergschen Ausmaßes geworden und irgendwann hätte ich Namen vertauscht, Leute wären beleidigt gewesen, Freundschaften zerbrochen… dritter Weltkrieg… ihr wisst ja, wie es läuft.

Da erschien mir der Blog eine sehr gute Idee. Nun betreibe ich diesen Blog mal mehr – mal weniger aktiv seit pfuuuu… Januar 2006, das sind 17 Jahre… gut, es sind sieben Jahre und ein paar zerquetschte – aber immerhin! Und da habe ich mir gedacht, ich komme mal wieder zu dem zurück, wofür dieser Blog eben gedacht war, euch teilhaben zu lassen, was es bei mir Neues gibt – nein, ich ziehe nicht nach Australien! Im Gegenteil! Aber viele von euch fragen mich ständig nach Neuigkeiten – bitte weiter so – aber einige wohnen mittlerweile so weit weg, dass das mit dem Abfragen der Neuigkeiten schwierig ist. Also, konsequenter Weise, schreibe ich dann doch einfach was hier in den Blog über unseren… tadaaaaa… Hausbau!

Ja genau, Annika und ich wollen ein Haus bauen! Eins mit Ecken und Etagen, Boden, Wänden, Fenster, Türen… all dieses Zeug, ihr wisst schon. Die ganze Geschichte ist das Paradebeispiel für eine Anhäufung von Luxus-Problemen, oder neu-deutsch „First-World-Problems“. Ich werde mal schauen, wie aktiv ich das Thema hier am Ende wirklich betreibe, vielleicht verliere ich zwischendrin die Lust, aber wenn nicht, werde ich hier immer wieder was zum Stand des Bauvorhabens posten und vielleicht sogar auch mal Bilder usw. und euch an unseren Luxusproblemen teilhaben lassen.

Was mir nämlich – und das ist vielleicht der Bonus-Nutzen der kommenden Einträge – aufgefallen ist, als Annika und ich über Bauvorhaben recherchiert haben ist, dass es zwar zwar viele Tipps zum Hausbau gibt, aber die beginnen oder enden alle mit einem „kommt drauf an“. Das soll hier nun kein „Wie baue ich ein Haus?“-Blog werden, dafür bin ich auch gar nicht qualifiziert, aber vielleicht ein nettes Bautagebuch, dass das ganze Vorhaben dem ein oder anderen etwas transparenter erscheinen lässt.

Achja, wenn du/ihr/Sie Handwerker seid und ihr meint, ihr wollt und könnt uns beim Bau helfen, oder wollt uns Angebote zu den einzelnen Gewerken schreiben, dann schreibt mir doch via Kontaktformular eine Nachricht. Ich freue mich und werde antworten!

Wir haben es überstanden – wegen Raab

Schau mal an, gestern war das große TV-Duell und Stefan Raab hat als Moderator oder Fragensteller – wie auch immer – teilgenommen. Nun wurde ja vorher viel darüber gesprochen, dass Stefan Raab nicht die wichtigste politische Veranstaltung des Jahres gehöre (obwohl diese lt. Experten kaum Auswirkkung auf den Wahlausgang habe – aha… trotzdem wichtig… aus Prinzip, oder wie?), weil es sich um eine ernste Vernstaltung handele und Raab für die seichte Unterhaltung zuständig sei (Schublade auf, Raab rein, Schublade zu).

Ich hatte dieses Geisteshaltung schon vor Monaten kritisiert bzw. hielt ich sie für totalen Quatsch (siehe hier). Als wenn bei den täglichen politischen Talkshows so tiefgründig argumentiert würde, dass ein „normaler Mensch“ da nicht mithalten könnte… oder ein humorvoller… oder einer, der sich um seichte Unterhaltung sorgt. Denn es geht doch eigentlich genau darum, dass jeder die politische Agenda der Volksvertreter versteht. Da ist es doch wirklich jedem (halbwegs) politisch interessierten Menschen zuzutrauen, die richtigen Fragen zu stellen.

Und siehe da, es gibt Deutschland noch, der politische Betrieb geht auch weiter und das obwohl Stefan Raab sich erdreistet hat, gestern die ein oder andere Frage zu stellen – und dabei auch nicht auf seinen typischen Gestus und seine „einfache“ Art zu formulieren verzichtet hat. Erstaunlicherweise sind sogar seine Kritiken in den Online-Medien ziemlich  gut ausgefallen (siehe die SZ).

Mit Anne Will bildete Raab das präsentere Moderatorenduo. Beide hakten öfter nach als Kloeppel und Illner; sie stellten klar formulierte Fragen. Dem alten Rat von Rhetorik-Coaches, in einfachen Sätzen zu reden, folgte Raab noch am ehesten – die Hand lässig in der Hosentasche, als hätte er zu viele Musikvideos von Pharrell Williams gesehen.

Mit dem Vorwurf an Steinbrück, es seie keine Haltung, wenn man nur dann gestalten will, wenn man „King of Schnitzel“ ist, hat er mir übrigens genau aus der Seele gesprochen. Insgesamt wurden/mussten am gestrigen Abend aber leider zu viele Fragen durchgepetischt werden, dass Nachfragen zu selten möglich waren. Aber mir gefiel auch das zumindest Raab zwei oder dreimal nochmal nachgebohrt hat.

Aber nochmal: Ich halte es für sehr beschränkt, jemandem die Qualifikation als Fragesteller für ein politisches TV-Duell abzusprechen, nur weil er Unterhaltungssendungen moderiert. Und im Nachhinein kann ich jetzt auch sagen: „Siehste, geht, kann man machen!?“ – Herr Augstein hat seine Meinung zu Raab wohl auch geändert, siehe hier.

Mal davon abgesehen, dass regelmäßig in politischen talkshows Leute wie Uli Hoeneß, Oliver Pocher oder auch Paul Breitner auftreten. Letzterer war auch gestern bei Günther Jauch geladen, was für mich der ausschlaggebende Grund war, hier sofort abzuschalten.

Nebenbei: Ich habe Steinbrück während des Duells als ganz klaren Gewinner wahrgenommen und dachte, der Wahlkampf würde vielleicht doch nochmal Fahrt aufnehmen. Ich hatte sogar eigentlich gedacht, die Medien würden ihn auch (komme was wolle) zum Sieger ausrufen, um selber nochmal Schwung in die kommenden drei Wochen zu kriegen. Denkste. Mit beidem lag ich total daneben. Naja…