Mensch, ich habe mich auf diesen Abend gefreut. Der erste Action-Film mit Arnold Schwarzenegger, den ich im Kino sehe… dachte ich. Stimmt aber nicht, ich habe Collateral Damage auch schon im Kino gesehen. Egal, Schwamm drüber. Ein Film mit Arnold Schwarzenegger, mit Action und nicht albern, das muss gut werden. Und heute Abend waren wir dann in „The Last Stand“.
Nun… tja… was soll ich nun über den Film sagen. Soll ich das bestätigen, was alle sagen: Der Typ ist doch alt, der kann nicht schauspielern, Action ist eh doof? Hmm… nö. Klaro, man kann diese Meinungen vertreten, aber ich mag Arnie und schaue ihm sehr gern bei seiner Schauspielerei zu, auch wenn sie oft hölzern und etwas unbeholfen wirkt. Und ich sage es mal so: Selten hat ein Film meine Zuneigung zu einem Darsteller so sehr gebraucht, um erträglich zu sein, wie dieser.

Zuerst mal zur Story. Die ist – kurz gefasst – bescheuert. Ein ganz ganz ganz supergefährlicher Drogenkartell-Oberboss soll mit einem FBI-Konvoi zur Todeszelle gefahren werden. Das geht logischer Weise schief. Aber nicht nur so ein bisschen, dass der Gefangenentransport von der Seite brachial von einem LKW, Panzer, Flugzeugträger, Atombombe aus der Bahn und der Gefangene aus der Gefangenschaft geschleudert wird, nö. Hier hat sich der Regisseur ein bisschen an Ocean’s 11-13 orientiert. Hier wird sich in Verkleidungskunst geübt, da ist ein großer Magnet, ein ausgeklügelter Fluchtplan und dann noch ein wenig Ballerei, wie sich das eben auch gehört. Der Kollege entkommt und will nun nach Mexiko über die Grenze.
Aber dafür muss er an Arnie vorbei. Weil – und jetzt wird es so richtig… blöd. – der Drogenboss fährt gerne schnelle Autos und früher auch Rennen, er will mit dem schnellsten Auto der Welt durchbrechen. Hier rührt der Drehbuchautor also noch ein bisschen Fast and Furious in die Story rein. Arnie ist Sheriff in einem kleinen Dorf, ungefähr so wie die kleinen Dörfer in der Prärie beim A-Team, Knight Rider oder den Dukes, die so selten allein kommen. Und laut einem Interview mit Arnie, gibt es diese Art Städtchen wohl wirklich. Aha…
Der Drogenboss ist aber mit seinem Flitzer nicht allein, er hat noch ein paar Söldner angeheuert, die zuerst mal ein bisschen den Weg freiräumen sollen und ihm an einer – für das FBI unerwarteten Stelle – eine Brücke über den Canyon nach Mexiko bauen sollen. Die kommen allerdings schon recht früh mit Arnie und seinen Hilfssheriffs in Kontakt. Und… ich fass das mal zusammen: einer der Hilfssheriffs stirbt, das schweißt die Truppe in ihrem Kampfeswillen noch enger zusammen, gegen Ende krachts, es gibt ein Duell Mann gegen Mann und der Gewinner… joa… Arnie.
Der Film steht leider unter einem ganz großen Motto: Vorhersehbarkeit. Wenn man nicht gerne von Filmen überrascht wird, ist das genau der richtige Streifen. Denn hier wird sogar schon die wirklich allerletzte lustige Szene ganz am Anfang vorbereitet. Es passiert wirklich gar nichts Unvorhergesehenes. Dabei ist die Action leider auch noch relativ schwach. Die Nummer mit dem schnellen Auto taugt meiner Meinung nach nicht. Der blasse Bösewicht wäre wuchtiger daher gekommen, wenn er gemeinsam mit seiner Privatarmee auf die kleine Stadt zugerollt wäre. Die Autoszenen sehen nämlich leider so gar nicht aus, wie mit 5.000 km/h gedreht, sondern eher nach Schritttempo. Warum das so ist? Keine Ahnung, vielleicht sind die Schnitte nicht schnell genug? Das Schwarzenegger auch nicht mehr von einer Deckung zu nächsten rennt wie Usain Bolt auf Steroiden, ist zwar eigentlich richtig so, aber er wirkt zu ermattet und müde. Da fehlt der Biss und das passt einfach nicht zum Film. Er hat auch leider ein Team von Abziehbildchen-Gehilfen um sich rum, und der eigentlich Witzbold Jonny Knoxville ist einer der unlustigsten Typen im Film. Dabei hat der Film schon den ein oder anderen humorigen Teil – auch dank Schwarzeneggers gutem Schauspiel. Die Trauermomente wirken dagegen aufgesetzt und eigentlich auch überflüssig. Denn Arnies Ehrgefühl reicht aus, um sich gegen die Verbrecher zu stellen, der Tod eines jungen Sympathen ist da unnötig. Richtig Murks ist noch die angedeutete Liebesgeschichte. Es gibt auch mal wieder Nebenkriegsschauplätze, die keiner braucht. Der Knasti im Dorfgefängnis, die korrupte FBI-Frau und mal wieder dieser ausgetragene Konflikt zwischen den FBI-Schnöseln und den Hemdsärmel-Hochkrempel-Polizisten-Helden Typen.
Das einzige was mir wirklich gefallen hat, ist Arnie. Seine Punchlines und Scherze sitzen auch in der deutschen Synchro, es macht mir einfach unglaublich viel Freude ihm zuzusehen. Er nimmt sich nicht so wirklich bierernst und auch der Filmsich nicht so wirklich. Wobei er den Plot schon mit einer ziemlichen Seriösität rüberbringen will, aber sowas hätte sich kaum ein B-Movie aus den 80ern getraut. Das drückt aufs Filmvergnügen. Ich habe mich schon gefragt, wie Arnie in so eine Low-Budget-Geschichte reingerutscht ist, denn so wirkt der Film leider oft: lieblos hingepfeffert, ohne Leidenschaft und lieblos. Ach und selbst die wenigen blutigen Szenen wirken überflüssig.
Man kann diesen Film nur mögen, wenn man Arnie mag. Ansonsten würde ich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und mich ärgern, für was für einen unglaublichen Müll ich da gerade wieder Geld ausgegeben habe. The Last Stand schafft es zu keiner Zeit, mich in der dort gezeigten Welt eintauchen zu lassen oder irgendwie mit den Charakteren außer Schwarzenegger mitfühlen zu können oder zu wollen. Und hier sieht man, wie ich finde, dass Schwarzenegger eben kein schlechter Schauspieler ist. Er hat vielleicht nicht die Fähigkeit besonders gestenreich und mit viel Mimik zu überzeugen, aber dafür nimmt man ihm seine Rolle ab. Kernig, vielleicht mal etwas tollpatschig mit Sinn für Humor und ehrlich.
Ich würde dem Film vielleicht 10 Pünktchen von 100 geben, wenn nicht Arnie wäre, weswegen ich ihn noch um sagenhafte 50 Punkte aufwerte. Er ist bei weitem nicht so gut wie die Expendables, er bleibt weit hinter tollen Filmen wie Total Recall oder Running Man zurück. Um Himmels Willen, die spielen nicht einmal in benachbarten Ligen. Aber dennoch hat der Arnie-Faktor für mich den Reiz ausgemacht. Jeder der Arnie liebt und der sein Hirn podolski-artig auf Notstrom herunterfahren kann, wird den Film mögen können. Alle anderen, sollten die Finger davon lassen.
Bei den Tomaten bekommt der Film überraschend gute 59% und 67% in der Zuschauerwertung. Ich vermute es waren alles Schwarzenegger-Fans. Ich würde ihn mir jedenfalls nicht noch einmal ansehen, um meine Meinung noch einmal zu überdenken.
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[Anm.d.Red.: Alle die jetzt (wie beim letzten Rambo) rummosern, dass es doch Quatsch ist, so alte Säcke noch Action-Filme machen zu lassen, sollen zur Strafe nur noch Cocoon 1 & 2 schauen dürfen. Denn genau darum geht es doch bei Filmen, ein bisschen die Realität zu verbiegen.]