Schlimm, diese Blog-Müdigkeit… und wenn ich was schreibe, dann sind es Meinungstexte zu irgendwelchen Filmen… Es ist ein dauerhafter innerer Kampf, was überhaupt relevant ist, hierhin zu schreiben. Die meisten Dinge sind an anderer Stelle schon gesagt worden und oft auch besser.
Aber trotzdem will ich mich jetzt mal zur Grimme-Preis-Nominierung des Dschungelcamps äußern. Mich hat die Nominierung gefreut, denn ich finde die Moderationen ganz hervorragend und auch die ganze Produktion, alleine die Musikauswahl ist hochklassig. Ich vermute jetzt einfach mal ganz frech, dass die, die sich beschweren, die Sendung selten bis gar nicht gesehen haben. Vermutlich weil sie die ganze Zeit arte geschaut haben? Das Dschungelcamp wird von knapp 9 Millionen Menschen über zwei Wochen täglich verfolgt und das sind nicht kollektiv alle Hartz4-Empfänger, nein ein signifikanter Anteil besteht aus Akademikern. Einer von denen bin dann nunmal ich. Wie auch immer das geschehen konnte… also der Akademikerteil… Jedenfalls kotzt mich diese Hochnäsigkeit, was qualitativ hochwertiges TV oder hochwertige kulturelle Beschäftigung ist tierisch an. Das liegt doch bitteschön im Auge des Betrachters. Ein bisschen mehr Gelassenheit täte gerade den vermeintlichen hochkultur-Beanspruchern sehr sehr gut.
Dieses Thema abschließend, möchte ich aber noch ein bis drei Fragen an den Teil der Bevölkerung richten, der jetzt meint, unsere Kulturlandschaft ist am Ende, wenn schon der Grimme-Preis ans so gegannte Ekel-TV gehen könnte. Ich möchte bitte ein paar Grimme-Preis-Sieger aus den letzten Jahren genannt bekommen. Keinen auf dem Radar?!… Ach! Guck mal an, denn vielleicht ist der Preis Leuten normalerweise auch schnurz-egal? Was sind denn eigentlich die Kriterien für einen Grimme-Preis? Und in welcher Kategorie ist die RTL-Show überhaupt nominiert? Aber bei einer Nominierung des Camps soll dann nun gleich der endgültige Sittenverfall in diesem Land aufziehen? Nee, is‘ klar! Und wer zu diesem Thema einen schöner ausformulierten Text lesen möchte, hier gehts lang.
Dann ist da noch der Rainerle. Der weigert sich (noch), sich bei der Dame zu entschuldigen, der er u.a. eine Dirndl-Figur attestierte. Joa… Politiker halt… der gute Mann sitzt das Thema jetzt halt mal aus. Man kann natürlich den Zeitpunkt der Veröffentlichung des Artikels hinterfragen. Wenn man für die FAZ schreibt, kann man auch hinterfragen, ob eine Jounalistin abends um 0.00 Uhr an der Bar zu sein hat und ob sie einen Politiker so herausfordern „darf“. Man darf aber genauso fragen, ob Rainer Brüderle nicht alt genug ist, um souverän auf vermeintliche Provokationen bzgl. seines Alters zu reagieren und ob er nicht doch schon zu alt für die „notgeile, alter Sack“-Nummer ist.
Und dann immer dieses „hier wird eine Medienkampagne gegen uns inszeniert“-Gebrabbel. Das ist ja mittlerweile modern, stimmt ab und an, ändert aber auch nix daran, wenn jemand Mist gebaut hat. Ab und an, kommt ein Zugeben sogar besser an, als diese elende Leugnerei und Schwarzer-Peter-Verschiebe-Action. Aber die nächste Sonntagsfrage kommt bestimmt…
Richtig aufgeregt habe ich mich über die zwei katholischen Krankenhäuser in Köln, die eine Vergewaltigte abgewiesen haben. Da war doch ernsthaft seitens der Kirche von Einzelfällen und Missverständnissen seitens der Ärzte die Rede. Leider sehen sich die Medien nur noch als kurzfristige Viehtreiber. Nachdem die Herde durch das kleine Dorf getrieben wurde, widmet man sich einem anderen Thema. Da wurden zwar erstmal in kurzer Zeit berechtigte Forderungen aufgestellt, z.B. dass sich von der Kirche betriebene Krankenhäuser nach deutschem Recht zu richten haben, weil sie allein schon aus Steuergeldern finanziert werden.
Zusätzlich zur Kirchensteuer erhält die Kirche staatliche Subventionen in Höhe von jährlich 19 Milliarden Euro – diese Zahl nennt der Journalist Carsten Frerk in seinem Buch „Violettbuch Kirchenfinanzen. Wie der Staat die Kirchen finanziert.“ Frerk recherchiert und publiziert seit Jahren zur Finanzierung der Kirche in Deutschland.
Mit diesen Subventionen werden vor allem Personalkosten, also die Gehälter der Bischöfe, Pfarrer und Lehrer an kirchlichen Schulen bezahlt. Die Militär-, Anstalts- und Polizeiseelsorge wird vom Staat ebenso bezuschusst wie die kirchlichen Kindergärten, die theologischen Fakultäten und vieles mehr. Konfessionell geführte Krankenhäuser werden lediglich zu einem Prozent von der Kirche finanziert, die kirchlichen Organisationen Caritas und Diakonie zu zwei Prozent. (Quelle: dradio Wissen)
Aber leider waren dann irgendwann die zwei Wochen Hype-Zeit um, und nun… naja… wieso sollten auch irgendwie und irgendwo Konsequenzen gezogen werden, wenn selbst große Skandale in kurzer Zeit versanden… denkt sich vermutlich auch der alte FDP-Bock. Ich frag mich nur, wie sich die Betroffenen in so einem Fall fühlen müssen. Schon wieder ziemlich allein gelassen.
Schade, dass keine Zeit, kein Raum zur Verfügung steht, in dem Themen nicht nur (an)diskutiert werden, sondern auch in der Tiefe und in dem Detail besprochen werden, dass daraus echte, vernünftige Konsequenzen entstehen.