Ich habe gestern im Kino die Avengers gesehen, in 3D und auf deutsch. Meine Meinung zu diesem Film folgt jetzt – wie überraschend…
Zunächst einmal muss ich sagen, dass die einzigen Comics, die ich „gelesen“ habe, Micky Maus und Yps und solche Dinger waren. Ich hatte von Ralf damals auch das ein oder andere Lustige Taschenbuch ausgeliehen. Mit Superhelden kenne ich mich in Comicform also mal gar nicht aus, ich weiß auch nicht, wer zu dem DC Comics Tross und wer zu Marvel gehört. Ab und zu hatte ich in dem Film das Gefühl, es wäre nicht sooo schlecht gewesen, wenn ich die Vorlage zumindest ein wenig kennen würde. Darüber hinaus bin ich ziemlich müde, was Superhelden-Filme angeht. Den Dark Knight fand ich ganz hervorragend, dann allerdings kommt nicht mehr sooo viel.
The Avengers kommt in 3D daher, was im großen und ganzen okay ist. Ich habe etwas am Rand gesessen, deswegen war die ein oder andere Szene vielleicht etwas unscharf. Gerade bei dunklen Szenen verbesserte 3D nicht wirklich die Sicht auf das was im Bild war. Manchmal sah ich einfach nur verschiedene Graustufen sich vermengen. Das kann allerdings auch daran liegen, dass der Film nicht in 3D gedreht wurde. Ich mag auch nicht die ganze Zeit diese bescheuerte Brille aufhaben und überhaupt soll mir doch bitte keiner sagen, dass ein 3D Bild „realistischer“ oder „realitätsnaher“ aussieht. Die durch 3D erzeugte Tiefe sind einfach unrealistisch aus, schon weil es auf einer Leinwand stattfindet, die eben begrenzt ist.
Kommen wir noch fix zur Synchro. Mjaaaa… Also zunächst mal, halte ich die für die Schauspieler gewählten Stimmen – bis auf die für Samuel Jackson – ziemlich schwachbrüstig. Ich habe Ironman nur auf englisch gesehen (und ich fand ihn recht unterdurchschnittlich), deswegen weiß ich nicht, ob sich die Synchronsprecher im Vergleich zu den Vorgängerfilmen verändert haben, aber die zahlreichen Gags wirkten durch die lahmen Sprecher doch eher dürftig und unispiriert, ohne die richtige Tonalität in der Stimme des Originals zu treffen. Ganz davon abgesehen hatte ich immer wieder das Gefühl, dass das Gesprochene weit weg von Lippensynchronität war. Das fühlte sich für mich komisch an – vielleicht fällt es mir aber auch einfach nur besonders auf.
Aber mal zum Film als solches. Nun… Also mir hat er Spaß gemacht, überwiegend zumindest. Es gibt einige mit Pathos getränkte Dialoge, insb. wenn Samuel Jackson involviert ist, wo ich das ein oder andere mal ins Popcorn brechen wollte. Dann gab es aber auch die Dialoge mit Ironman, die wieder überwiegend lustig waren, solang er nicht sein ernstes Gesicht aufgesetzt hat und Lebensberater für den Hulk-Typen gespielt hat. Wenn es aber dann mal zu Actionszenen kam, waren die überwiegend toll und wuchtig. Insbesondere in der zweiten Hälfte des Films, wo sie im Hellen stattfanden, toll programmiert, die CGI-Geschichten. Der Bösewicht des Films, Loki, blieb überwiegend blass und damit meine ich nicht nur seine Hautfarbe. Ich hatte schon irgendwo gelesen, dass er ein ziemlich unglaubwürdiger – weil wenig Bedrohung ausstrahlender – Fiesling sei und ich kann dem zustimmen. Von Anfang bis Ende guckt er einfach nur mit gesenktem Kopf böse, bis er immer wieder derbe eins auf die Nase bekommt. Dass er ca. ein Drittel des Films in den Händen der Avengers im Gefängnis sitzt, trägt nicht zwingend zu seiner Credibilität bei. Auch, dass das natürlich geplant war, hilft ihm nicht. Wo ich insb. diesen Teil der Story arg an den Haaren herbeigezogen fand. Dann bringt er irgendwann noch diesen netten, harten, leicht trotteligen Agenten um, weswegen die komplette Crew total am Boden zerstört ist – was meine Wut gegen ihn auch nicht schürte. Die ganze Sache ging total an mir vorbei. Vielleicht brauche ich dafür die Comics, um mehr um den Agenten trauern zu können. So war er eher nur der funny Sidekick, der plötzlich weg vom Fenster war. Übrigens beim Sterben noch mit einem funny-Sidekick-Spruch.
Zu guter Letzt hat Loki noch ein paar fiese Kumpels, die seinen Halbgott-Status auch nicht sooo recht ernst nehmen wollen und ihm zwischenzeitlich ganz fies drohen. Die sind komplett aus dem Computer generiert, sehen um die Mundpartie ein bisschen uselig aus, kriegen aber eigentlich gegen Ende nur derbe auf die Nase. Apropos Ende, da muss Loki wegen eines (durchaus lustigen) Gags noch mal so richtig beide Wangen herhalten, womit ihm allerdings quasi auch rückwirkend jegliche Bedrohlichkeit genommen wird und er auf Wicht-Niveau zurechtgestutzt wird.
Ach und fast hätte ich sie vergessen, Scarlett Johansson spielt eine… ähm welche Superfähigkeit hat die überhaupt, Frauen-Quoten-Erbringungs-Superkraft?! Und der andere Typ – toller Schauspieler, zuletzt auch in Mission Impossible und herausragend in Hurt Locker – spielt ’nen Typen mit Flitzebogen. Beide blass, beide irgendwie fehl am Platz in der Riege der kraftvollen Superhelden.
Die letzte halbe oder dreiviertel Stunde des Films gibt es dann allerdings so richtig volles Pfund aufs Maul und ab da unterhielt mich der Film dann so richtig. Da machte er wirklich eine Menge Laune. Warum die Kino-Betreiber den Ton allerdings auf Motörhead-Konzert-Lautstärke drehen mussten, hab ich nicht verstanden. A) tat das weh in den doofen Ohren und b) hat das das Gefühl, ich wäre mittendrin (das soll doch durch 3D erzeugt werden, oder?) nicht verstärkt. Vielmehr sind mir die teilweise eigenartigen und plastikartigen Soundeffekte aufgefallen.
Wie fand ich nun also den Film? Unterhaltsam mit einigen Schwächen. Allerdings war er seit langer Zeit der beste Film. Haywire war ja eher murksig und John Carter… ich will gar nicht drüber nachdenken. Und selbst Contagion aus dem letzten Jahr war ja nicht sooo top. der 3D-Effekt war teilweise störend, mal okay, generell und überwiegend total überflüssig. Die deutsche Synchro möchte ich als mindestens uninspiriert charakterisieren. Ich würde dem Film so etwa 75 von 100 Punkten verleihen und befinde mich damit wohl am unteren Rand der netzweiten Lobhudelei-Skala für diesen Film. Die Tomaten vergeben beispielsweise 96%. Also, nur wer einen netten krachigen Kinoabend will, packt die Ohrstöpsel und die 3D-Brille ein und ab ins Multiplex.