Man kann nicht nicht reagieren

Langsam, zart und vorsichtig wird von den Medien ein Statement von Angela Merkel zu den Vorfällen um das Flüchtlingsthema herum gefordert (Mir fällt gerade leider keine gelenkere Einleitung in dieses Posting ein – aber darum soll es gehen).

Die Debatte über Flüchtlinge und auch die aggressiven „Meinungsäußerungen“ vor Flüchtlingsheimen sind nun bereits einen knappen Monat alt und erst jetzt fordern Journalisten das, was sie eigentlich nie hätten einfordern sollen müssen. Der Weg dahin stellt sich in – meiner kleinen Welt – so dar, dass zunächst einmal die Vorfälle thematisiert wurden. Da ging es um den Flüchtlingsstrom, wie in Deutschland Flüchtlinge untergebracht werden und wie sie in Europa untergebracht werden und auch um die Gewalt und der Hass, der den Menschen entgegen schlägt.

Erst seit (gefühlt) einer knappen Woche werden deutlicher Äußerungen der Politiker zum Geschehen eingefordert – diese waren aber zunächst nur diffus an „die Politik“ gerichtet. Und interessanterweise stand dabei nur ein bisschen der Innenminister im Fokus. Und selbst das war dem ein oder anderen augenscheinlich zu viel. Philipp Lengsfeld (MdB, CDU) fragte am Wochenende zum Beispiel nach dem Mandat der Frankfurter Rundschau. „Mandat“… Soso… Besteht die Lebenswirklichkeit von Politikern aus Mandaten? So wie ein Brotback-Mandat oder ein Bahnfahrer-Mandat?

Das merkelsche Sommerinterview kam dazwischen, wo sie etwas von Würde babbelte, aber die Medien (zumindest das ZDF) gab sich voreilig und wenig refklektiv, was denn überhaupt der Inhalt und die Konsequenz der Wort sind, mit ihrer „Antwort“ vorschnell zufrieden.

Seit den Ereignissen in Heidenau an diesem Wochenende hat sich dies aber ein wenig gewandelt – ein Statement der Kanzlerin wird eingefordert. Die Redaktion der Tagesschau hat dazu einen sehr schönen Tweet verfasst. Der nächste Schritt wäre, dass dieser auch offensiv in Talkshows, Nachrichten eingefordert wird und zwar im direkten Gespräch mit ihr. Und Herr DeMaziere versteckt sich auch schön hinter der Wortwahl der Kanzlerin, eine inhaltiliche Ausgestaltung seines Geschwurbels bleibt er aber schuldig.

Auch indirekt wird ein Statement der Kanzlerin eingefordert – bei der SZ wird Frau Fahimi von der SPD „vorgeschoben„. Aus der Ferne, mit gerlerntem Hintergrund und mit einer Portion der Vereinfachungs-und-Verzerr-Brille aus ingonischen Sicht ist so, dass Journalisten ihren Job auch dadurch sichern, dass sie Zugriff auf Informationen haben, die ein Kollege vielleicht gerade nicht hat. Diese Infos bekommen sie aber nicht bei offiziellen Pressekonferenzen, sondern eben im „Hinterzimmer“. Logisch, dass man – um in das Hinterzimmer gelassen zu werden – aber ein gutes Verhältnis zu dem Politiker benötigt. Da will es natürlich wohl überlegt sein, wann und ob man den Kopf wirklich weit rausstreckt und etwas von denen einfordert, die augenscheinlich nichts sagen oder tun wollen, denn sonst hätten sie das ja sicherlich bereits getan. Also wird zunächst diffus gefordert und ständig rechts und links geschaut, ob man den Kopf nicht schon jetzt zu weit rausgestreckt hat. Denn das wäre nur selten wirklich erstrebenswert. Bis man dann aber einen konkreten Politiker und insb. die Bundeskanzlerin zu einer Handlung auffordert, sollte man aber zumindest das Gefühl haben, dass alle Kollegen bei dieser Forderung mitziehen. Denn es ist auch nicht im Sinne des Politikers, alle Journalisten kollektiv aus dem Hinterzimmer zu verbannen – denn das ist auch für sie ein strategisch wertvolles Werkzeug.

Wenn ich nun aber so in mich reinhorche, bin ich an diesem Statement nicht mehr interessiert. Ich fand es spannender zu erfahren, wann Angela Merkel agiert, was sie sagt und wie dann das Echo in der Bevölkerung und den Medien darauf aussieht – nicht wie sie nun reagiert. Das ist so ein bisschen wie eine eingeforderte Entschuldigung, so wirklich glücklich und zufrieden ist damit am Ende niemand. Der Medienjournalist Stefan Niggemeier hat am Wochenende gefragt, welche strategischen Gründe hinter Merkels Nichtssagen stecken könnten, weil er es einfach nicht verstehe.

Die Antwort darauf kann doch eigentlich nur zynisch sein, oder? Vermutlich ist es für Merkel zumindest aus strategischer Sicht einfach wurscht! Generell ist es für sie einfach konsequenzbefreit, ob sie etwas sagt oder nicht. Das wurde nun schon viele Jahre immer wieder bewiesen. Wählt eine ausreichend große Mehrheit deshalb die Alternative? Und hat sich die SPD in irgendeiner Form positioniert? Hat sich Sigmar Gabriel hingestellt und etwas zu den Ausschreitungen gesagt? Gut, er hat ein Foto mit Til Schweiger gemacht… das ist allerdings tatsächlich mehr, als von Frau Merkel kam. Die einzige Partei, die fortwährend etwas gesagt hat, war die CSU. Die sollte sich aber wirklich mal Gedanken darüber machen sollte, wie sie „christlich“ definiert und das vielleicht auch in ihre Leitbild schreiben sollte, denn mit Nächstenliebe haben die Vorschläge, Wortbeiträge und Dramatisierungen der Situation alle nichts zu tun.

Eine zentrale Aufgabe von Politikern ist es Richtlinien vorzugeben und Leitplanken zu setzen, in denen sich die Gesellschaft bewegt, sonst könnten wir uns die ganzen Gesetzte ja auch sparen. So komisch sich das auch anfühlen mag, ist es genau das, was vermutlich gerade fehlt. Die Leitplanken sind dabei nicht die Lösung vieler Probleme, aber sie geben Rückendeckung oder eben auch Gegenwind. Sie verstärken die Meinung einer Partei der Gesellschaft und geben einer Haltung mehr Legitimation, als der anderen. Solche Leitplanken sollten aber – das ist zumindest mein Verständnis – initiativ von Politikern gesetzt werden. Es sollte agiert werden, stattdessen wird hier im besten Falle reagiert, nach dem Motto „man kann nicht nicht reagieren“. Was hier gerade passiert, führt zu Politikverdruss der aus einer gefährlichen Richtung kommt, aus „ICH hab ja eh keinen Einfluß“ wird „DIE machen ja eh nix“. Letzteres führt vielleicht auch zu Situationne wie in Ferguson in Amerkia, wo sich Bürgerwehren ohne „Mandat“ (siehe Lengsfeld) bilden.

Es ist schon in Ordnung, wenn jeder Einzelne sich aufgefordert fühlt, etwas zu tun, um zu helfen. Man sollte sich nicht verstecken hinter der Tatenlosigkeit der Politiker. Aber es wäre nun einfach angebracht, wenn die Helfer und Engagierten die Rückendeckung bekommen, die sie brauchen, um sich dem (gewalttätigen) Mob entgegen zu stellen.

 

***UPDATE***

Angela Merkel hat über ihren Pressesprecher eine Erklärung abgegeben. Also eine Erklärung zweiter Klasse über Bande und signalisiert, dass ihr das Thema nun nicht so wahnsinnig wichtig zu sein scheint. Außerdem fehlte in der Aussage auch jegliche Aussicht auf Handlungen, Konsequenzen usw. Es war eine Beschreibung des Status Quo. Und für die Beschreibung eines Status Quo braucht man kein Gestaltungsorgan (Regierung) sondern einfach nur die Presse.

Wir mögen nur uns selber!

Ich habe in den letzten Wochen die Debatte um Til Schweigers Engagement zur Flüchtlingshilfe mit großem Befremden verfolgt. Das habe ich gemein mit der Feuilletonistin Johanna Adjoran der FAZ, die in einem etwas längeren aber umso lesenswerteren Artikel hinterfragt, warum Til Schweiger so viel Unverständnis und auch Hass entgegen springt. Hier klicken zum lesen.

Kurze Vorrede zu Til Schweiger von mir: Ich bin weder ein Fan noch finde ich ihn oder seine Filme generell blöd. Er macht unterhaltsames Kino mit einem – aus meiner Sicht – visuell recht ansprechenden Stil. Ich mag Filme wie „Wo ist Fred“ oder „Barfuss“ recht gerne. Andere eher nicht so; sein Tatort ist zum Beispiel schlimm aber das sind die meisten Tatorte. So vom Typ her scheint Til Schweiger etwas schwieriger zu sein, zumindest ist das das Bild, dass ich durch die Medien vermittelt bekomme – er selber hat mich noch nicht zum Essen eingeladen.

Vor ein paar Wochen hat er sich öffentlich zum Flüchtlingsthema geäußert und angekündigt, ein Flüchtlingsheim bauen oder verbessern zu wollen. Aber das und die schlimmen Reaktionen, die er darauf kassiert hat, sind ja soweit auch bekannt.

Wir Deutschen finden Til Schweiger und Dieter Bohlen doof, weil sie mit „trivialem Zeug“ Erfolg haben. Wir himmeln aber gleichzeitig Schauspieler und Regisseure aus Hollywood an (z.B. Benedict Cumberbatch, Tom Hanks, Steven Spielberg…) als würden die ausschließlich Hochkultur verfilmen. Ist Schindlers Liste wirklich eine tiefgehende Analyse? Ist das nicht eigentlich Popcorn-Kino mit „bitte mal nachdenken“-Anspruch? Ist Sherlock eine Serie, die Goethe gern geschaut hätte? Was haben wir uns aufgeregt, als Tom Hanks bei Wetten Dass?? Hasenohren aufsetzen musste. Als wäre er Berthold Brecht und man könne einem Schauspieler der Popcorn-Kino Macht sowas nicht „zumuten“. Wollen wir uns mal seine Filmliste ansehen? Ich vermute, da sind ähnlich viele romantische Komödien drauf, wie Til Schweiger gedreht hat.

Wer von uns schaut denn ausschließlich anspruchsvolle Sendungen in Kino und TV? Haben wir bald ein Problem, dass deutschlandweit die Theaterbühnen extra Ränge anbauen müssen, damit die ganzen Zuschauer überhaupt noch reinpassen? Ist der Volkssoprt Fußball Hochkultur? Oder ist Fußball vielleicht das einzige, wo wir uns mal was „einfaches“ gönnen, mehr darf es dann bitte aber nicht sein! Warum sind die Schach-Turniere nicht besser besucht? Wir müssen mal von unserem hohen Ross runterkommen und aufhören zu denken, die Gespräche die z.B. in Shows wie Big Brother oder dem Dschungelcamp stattfinden, wären typische Gespräche von sehr dummen Menschen. Wer das denkt, dem rate ich, sich abends mal in eine Kneipe zu setzen und den Gesprächen am Nachbartisch zu lauschen. Er wird denken, er wäre von Dummen umgeben! Wenn wir ehrlich zu uns selber sind, müssen wir zugeben, dass wir nur in den wenigsten Gesprächen über Themen sprechen, die die Welt nachhaltig positiv verändern oder uns die Reise zu entfernten Universen und dem ewigen Glück bescheren.

Wir sind ein Volk der „Wir machen uns selber etwas vor“-Macher und vor allem Neider. Schitzophrener Weise erstreckt sich letzterer sowohl auf die Erfolgreichen als jetzt eben auch auf Flüchtlinge, die vom Staat unterstützt werden (sollten), weil: „Erstmal sind ja wohl wir Deutsche dran und denen soll es gefälligst nicht besser gehen als uns!“ Wir gönnen es weder den Promis, die wir durch Kinobesuche, Plattenkäufe usw. „erschaffen“ haben, noch den Unterpriveligierten, die auf der Flucht sind vor Armut, Verfolgung usw.  Eigentlich gönnen wir (kollektiv gesprochen) niemandem außer uns selber (und jeder für sich) irgendwas. Das ist unfassbar bescheuert! Warum sind wir so? Warum sind wir so ein verbittertes Volk?

Ich kann ganz insbesondere nicht nachvollziehen, warum die Politiker und ganz insbesondere Kanzlerin und Innenminister sich nicht (deutlicher) positionieren und die Debatte lenken. Warum scheint das Thema für sie keine Rolle zu spielen? Warum dürfen Flüchtlingsheime brennen, ohne dass Herr deMaziere entschieden gegen die Brandstifter vorgeht? Was sind die Beweggründe von diesen strategisch denkenden Menschen, sich nicht zu äußern, nicht zu handeln?Warum reicht es Journailsten, wenn Angela Merkel sagt, dass „Gewalt gegen Flüchtlinge unseres Landes nicht würdig ist“? Das ist alles!? Nicht würdig? Na dann kann ich jetzt ja wieder meinen Moccachino auf der Terasse trinken, nachdem wir das geklärt haben.

Politische Äußerungen von Volksvertretern erreichen viele Mesnchen und damit lenken sie Stimmungen im Land, bringen Leute (meist) grob auf eine Linie. Die Politiker haben die Möglichkeit eine entsprechend große Aufmerksamkeit zu erhalten, zu erklären warum dies und jenes nötig ist und was das für jeden Einzelnen bedeutet. Nur so können Ängste vor Fremden/Fremdem (seien sie auch noch so absurd) genommen werden. Sonst werden die Flüchtlinge die Hexen der Gegenwart. Das ist die Bildung, von der wir immer sprechen, die z.B. in afrikanischen Staaten helfen soll, vernünftige politische Systeme und ein kritisches und mitdenkendes Volk zu schaffen und der Gewalt EInhalt zu gebieten.

Wenn jetzt Til Schweiger (oder irgendjemand anderes)  handelt, finde ich das super. Mir und vermutlich auch den Flüchtlingen ist es dabei auch  total wurscht, ob es sich um einen PR-Coup handelt. Denn dieser täte niemandem weh, ganz im Gegenteil. Das muss man sich mal vorstellen, da will jemand helfen und er bekommt dafür auf die Socken. Es geht immer noch dümmer… Wenn man noch einen Beweis brauchte, dass das Konzept Religion kollossal defekt ist, dann bitte, hier ist er. Denn das Gebot mit der Nächstenliebe funktioniert wohl irgendwie nicht, dabei steht es doch in diesem dicken Buch und sogar der „Shortlist“ drin.

 

Warum sind wir so ein Arschloch-Volk geworden?

Tut es nur mir „weh“ dieser Tage in die Zeitungen zu schauen oder Nachrichten im TV anzuschalten? Jeden Tag aufs neue sehe ich da Artikel, Kolumnen, Kommentare, die überwiegend gleichmütig in das selbe Horn blasen: „Naja die Griechen… die brauchen wir eigentlich nicht in der EU.“ Die Speerspitze bildet dabei – nicht verwunderlich – die BILD-Zeitung und deren Redakteure, die anscheinend jegliches menschliche Moralempfinden mit der Unterschrift unter ihren Arbeitsvertrag in die Tonne getreten haben.

Ich lese Statements von Politikern, die ohne mit der Wimper zu zucken erklären, dass eine EU auch ohne Griechenland funktionieren würde. Die Opposition kommt kaum zu Wort oder wird nicht ernst genommen. Wir erleben gerade live und in Farbe und mittendrin, wie eine Demokratie mit verschwindend kleiner Opposition funktioniert, die von den Medien entsprechend wenig gewürdigt wird – nämlich ganz beschissen.

Regelmäßig klagen wir alle über die da oben, über Politiker die keine Ahnung haben und keinen Arsch in der Hose gegen die Bosse aus der Wirtschaft vorzugehen. Wir klagen über diese Wirtschaftsbosse, die nur ihren eigenen Profit sehen und die Menschen ausbeuten. Und was machen wir in Bezug auf Griechenland? Wir verlassen uns auf das, was uns sog. „Wirtschaftsexperten“ sagen, die zu Beginn eines Jahres damit beschäftigt sind, Prognosen zu machen und gegen Ende des Jahres diese zu korrigieren und anzumerken, dass man mit Ereignis A, B und C nicht gerechnet habe. Macht das Sinn?

Wir trauen unseren Politikern nur selten wirklich etwas zu, so sind wir oft der Meinung, dass die doch alle keine Ahnung vom wahren Leben haben – und dennoch trauen wir ihnen jetzt ohne Widerworte zu, dass sie ganz genau wissen, wie die Griechen zu handeln haben, um ihre Krise zu beenden. Ganz ohne Widerworte, ohne zu hinterfragen, wie wir es gewohnt sind, wenn uns Ärzte Medikamente verschreiben. Politiker, die in Deutschland leben, die Griechenland nur von Staatsbesuchen kennen – die aber genau wissen, wie man den Hellenen helfen kann? Wäre das nicht so, als würde eine Unternehmensberatung in eine Firma kommen und diese umkrempeln? Ist es nicht genau das, was wir tagtäglich bescheuert finden, weil die Berater doch angeblich gar keine Ahnung haben, wie die Firma wirklich funktioniert? Sind wir wirklich so doof?

Wir verlassen uns auf das, was uns die Medien vorsetzen, die derzeit alle ziemlich einmütig nur über die wirtschaftliche Komponente der Krise in Griechenland, der Krise der EU schreiben. Wir vertrauen hier den Medien, denen wir eigentlich – laut wiederkehrender Umfragen – nicht vertrauen. Insbesondere der Berufsstand der Journalisten ist einer derer, die eigentlich wam wenigsten Vertrauen genießen – Stichwort „Lügenpresse“.

Wir machen es uns allen furchtbar einfach. Wir schauen nur auf Zahlen, was uns die Griechen „kosten“. Wir schauen aber auch nur auf den Zahlenausschnitt, den wir aktuell vorgehalten bekommen. Wir schauen nicht darauf, wie es zu diesen Zahlen kam – das könnte vielleicht unangenehm werden, für uns.

Wir machen es uns einfach, in dem wir das Menschliche vollkommen ausblenden. Wir stellen uns hin, als hätten wir die Wahrheit und die Weisheit mit Löffeln gefressen. Großkotzig und mit all dem uns zur Verfügung stehenden Stolz, mit verschränkten Armen auf dem Kissen am Fenster stehen wir da, nach vorne gebeugt in der dritten Etage und maulen in unseren vergilbten Unterhemden die Griechen unten auf der Straße an: „Watt machst du denn da?! So geht datt ja wohl nicht!“.

Es ist derzeit so schön einfach, sich für etwas besseres zu halten. Was wäre, wenn uns die anderen europäischen Nationen nach dem zweiten Weltkrieg so gegenüber gestanden hätten? Wir haben den Völkermord angezettelt und wir haben ihn verloren – dennoch wurde uns, wurde den Menschen geholfen. Es wurde unterschieden zwischen Machthabern und Volk. Wir sind derzeit dazu nicht in der Lage. Wir blicken herab auf die Pleitegriechen, statt die zu verurteilen, die die Fehler gemacht haben, die ausgebeutet haben – die Politiker und die „Wirtschaftsbosse“. Wir lästern abends beim Grillen mit unseren fetten Steaks, Würsten und Bieren über zu hohe und zu frühe Renten  – als hätte das griechische Volk sich diese selber auferlegt – als hätten sie diese Renten ablehnen sollen. Hätten wir das gemacht? Gibt es irgend wen unter uns, der freiwillig die „Herdprämie“ ablehnt? Und wir beschäftigen uns damit, ob wir denn noch ohne Sorge um unser Geld nach Griechenland in Urlaub fahren können. Was wir tun können, wenn uns die Banken dort den Zugang zum Geld verweigern sollten? Sind wir wirklich so gefühlskalt? Es geht uns so gut, vernebelt das den Blick auf Nächstenliebe und Respekt gegenüber denen, die Hilfe brauchen?

Wieso sind wir so? Warum sind wir so geworden, warum lassen wir zu, dass Finanzjongleure und Politiker den Ton angeben, die Richtung bestimmen, die Harmonie in Europa so beschädigen und das ganze Projekt gegen die Wand fahren? Wir haben uns für eine Europäische GEMEINSCHAFT entschieden, das bedeutet Zusammenhalt, Vergebung und Unterstützung. Es bedeutet auch Kritik und Sanktionierung. Aber es bedeutet eben nicht Verachtung oder Verstoßung – insbesondere nicht Verstoßung eines Volkes, dass unter den Fehlern der Politiker, Bänker und Wirtschaftsbosse leidet.

Was passiert eigentlich, wenn wir mal wieder in eine nationale Notlage geraten? Werden uns die anderen dann helfen? So wie wir uns gerade benehmen, wie eine gigantische, ungepflegte Sau mitten auf der Tanzfläche, die allen versucht zu sagen, wie sie ihre Füße zu bewegen haben? Ist es allein unter dem Aspekt, dass wir irgendwann sicherlich auch nochmal auf externe Hilfe angewiesen sein werden sinnvoll, dass wir derzeit all die Demut vermissen lassen, die angebracht wäre?

Aber über allem steht eigentlich die wichtigere und entscheidende Frage: Wieso gehen wir so mit unseren Nachbarn und Mitmenschen um?

2012 hat die EU den Friedensnobelpreis erhalten – verdient hat sie ihn so aber nicht.

 

Welches Bild darf es sein?

Takki.JPGEigentlich hat mich ja die ganz große Blog-Müdigkeit voll erwischt, obwoh les immer wieder Themen gibt, über die ich mir vorstellen könnte zu schreiben. Zum Beispiel die Headline, in der BILD die unfassbare Raketendummheit besitzt (my point of view), Herrn Weselsky vorzuwerfen, dass er auf der Autobahn mal gedrängelt hat… was für Menschen sind das, die aus sowas eine Überschrift und einen Artikel bauen und was sind das für… Leute in der Chefredaktion, die sowas auch noch drucken lassen!?

Aaaber… alls noch nicht so schlimm, wie der Artikel, der heute bei Spiegel Online erschien. Meine Empörung speist sich so ein bisschen aus dem Problem, wenn Erwartungshaltung und dargereichtes Produkt nicht so ganz deckungsgleich sind. Auf der Website stand die Überschrift „Überwachung? Kann ich nicht mehr sehen„. Ich sage vorab, dass ich darüber die Zeile „Bilder zu Netzthemen“ nicht gelesen habe. Das war mein Fehler, gebe ich zu.

Der Kontext in dem dieser Artikel steht, bzw. dessen Rahmung ist: Die Klickzahlen für das Thema Netzpolitik / Überwachung sind (zu) gering, obwohl wir doch alle die Gelackmeierten sind. Den Rahmen finde ich klasse, da lässt sich sicherlich fein drüber diskutieren – nur macht SPON das nicht, sondern nur bzgl. der Bebilderung ihrer Artikel. Und fragt tatsäschlich, wie die Artikel in Zukunft bebildert werden sollten. Machen wir die Antwort kurz: Katzenbilder und Katzenvideos! Eskalationsstufe zwei: Brüste! Eskalationsstufe drei: Man hält sich einfach an das (bemerkenswerte) Gespräch von John Oliver mit Ed Snowden und zeigt private Penisfotos. Da brauche ich keine Leserbefragung, wenn ich in der Redaktion meine, dass die NSA-Zentrale als Bild nicht mehr ausreicht, damit die Leute klicken.

Aber ist das wirklich ein Artikel, den SPON veröffentlichen möchte? Nochmal kurz zum Herausgeber: Es handelt sich um SPIEGEL ONLINE!!!!!! Nein, nicht die Vereinszeitung vom Tennisclub Rubbelhöhe in Klein-Istmirwurscht-Dorf, die danach fragen, ob man auf der Speisekarte das entsprechende Tier abbilden soll, was gleich neben Pommes und Broccoli auf dem Teller landet!

Ich habe aber noch einen Tipp an SPON und alle anderen Medien da draußen, die immer wieder Artikel über Politikverdruss schreiben, sich wie hier über niedrige Klickzahlen beklagen oder wundern, dass ihnen soviel Misstrauen bzw. Unmut entgegen gebracht wird. Liebe Redaktionen: Werdet eurer Rolle gerecht(er). Es ist ja wirklich toll, dass ihr schreibt, dass die Kanzlerin nun unter Druck geraten muss, wegen (z.B.) dem No-Spy-Abkommen, aber Ihr seid es, die sie unter Druck setzen müsst und vor allem Konsequenzen einfordern müsst (Bitte aber nicht so eine Wulf-Kampagnen-Skandalisierung)! Fairness, tiefe Recherche und Graustufen sind dabei ausdrücklich erwünscht!

Gefühlt macht Ihr es euch einfach zu bequem bei den Hinterzimmergesprächen mit den Politikern und wollt es euch mit denen natürlich nicht verscherzen – nachvollziehbar ist das. Der richtige Weg ist es nicht. Das merkt Ihr gerade an den Klickzahlen bei komplexen Themen. Und daraus abgeleitet: Erklärt öfter, besser, mehr!

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Bildreferenz: „Takki“ von Benutzer: Benny der 1. – Der Kater meiner Exfreundin entspannt sich auf einer Couch. Anmerkung: Trotz Trennung keinerlei Änderung an der Lizenz, in beiderseitigem Einvernehmen. —Gruß, Benny Sprich Dich aus… Bewerte mich! 16:43, 29. Sep. 2010 (CEST). Lizenziert unter Bild-frei über Wikipedia.

 

deutsches Protektorat in Griechenland

Es sind diese Momente, wo ich einfach nicht weghören kann und mich bis zum Erbrechen echauffiere, wenn da jemand so einen gegurgelten Quark erzählt, wie ich zuletzt in der Mensa miterleben durfte. Neben mir unterhielten sich zwei Männer (so um die 40-50) über die Greichenland-Krise. Nun gehe ich davon aus, dass sie eher den beleseneren/studierten Bürger dieses Landes angehören und das meine ich nicht wertend – aber das hat mich umso mehr erschrocken. Ganz mindestens zu den schlauen Menschen dieses Planeten zählen sie aber nicht.

Jedenfalls verliebte sich einer der beiden in seine Idee – und das mit all dem auf der Welt verfügbaren Ernst – in Griechenland ein deutsches Protekorat zu errichten, was dann dort innerhalb von 1-5 Jahren, alle Probleme lösen würde. Das seie sowieso ausweglos und die einzige Möglichkeit, Griechenland zu sanieren – das müsse man halt mal sagen. Mehr scherzhaft ergänzte er, man könnte auch alternativ 1.000ende deutscher Steuerexperten nach Griechenland schicken, die dann für klar Schiff sorgen und dabei auch schön die falschen Entscheidungen der Regierung ignorieren sollten.

Dass mich sowas überhautp tangiert… aber so einen gequirlten Mist aus dem Mund von jemandem zu hören, dem ich (vermutlich fälschlicher weise) unterstelle nicht „Abonennt“ der BILD-Zeitung zu sein hat mich wirklich schockiert. Was für eine unsägliche Arroganz des „Wir können es besser“ da zu Tage tritt ist einfach erschreckend. Ich weiß nicht, ob das ein Resultat der grenzwertigen „Bericht“erstattung von BILD ist, oder BILD daraus oder ob das auch gar nichts miteinander zu tun hat.

Aber hey, wir leben in einer Demokratie, hier herrscht Meinungsfreiheit. Bevor jemand um die Ecke kommt und fragt, in welchem Land wir leben, in dem man nicht mal… blablub. Ich möchte so „denkende“ Menschen halt einfach nur nicht um mich haben…

PS. Die aktuelle bzw. schon zu lang andauernde Kampagne der BILD über die u.a. „Gierig-Griechen“ halte ich für zutiefst verabscheuenswürdig. Was sind das nur für Menschen, die mit ihrem Gewissen vereinbaren können so etwas zutiefst verletzendes, falsches und verzerrendes zu schreiben. Wie kann man nur…

 

Wird die Welt aggro oder ich empfindlich?

Kommt dass nur mir so vor, oder wird es auf unserem schönen Planeten mindestens auf politischer Ebene immer aggressiver? Der Ukraine-Konflikt will einfach nicht enden, wir werden in Deutschland von „Flüchtlings-Lawinen“ heimgesucht, die AFD versaut einem die Freude, dass die FDP weg vom Fenster ist/war und irgendwelche Verwirrten, die XX-gida-Schilder hochhalten, meinen, sie wären „das Volk“.

Es scheint gerade ein großes Ansinnen vieler zu sein, sich zu allen Seiten hin abzugrenzen und seine Pfründe, ganz egal wie sehr man im Überfluss badet, zu sichern. Zumindest mir kommt das so vor, auf der anderen Seite: ich habe ja daheim auch gar kein Internet… vielleicht liegt es daran.

Ich musste heute morgen einen Kommentar von einem offensichtlich verwirrten Peter Hahne lesen. Ich dachte, diese Menschen, die uns Abends auf ARD und ZDF die Nachrichten vorlesen, wären besonders schlau, weltoffen und sowas wie die legitimen Nachfahren einer kleinen, aber heftigen Affäre von Mutter Theresa und Jesu Christi nach den Lehren von Fifty Shades of Grey (oder so ähnlich). Aber anscheinend ist das mindestens Peter Hahne nicht. Der schreibt doch ernsthaft davon, dass wir die Asylverfahren beschleunigen soll, damit man Menschen schneller abschieben kann, um damit Deutschland unattraktiver für Flüchtlinge zu machen. Ernsthaft!?

Ich mag jetzt nicht in irgendwelchen Internetarchiven buddeln (hab ich derzeit ja auch gar nicht), aber gehört Hahne nicht auch zu den Journalisten, die immer mal wieder Reportagen aus Regionen dieser Welt gemacht haben, wo es Menschen bedeutend schlechter geht als hier? Da setzen sie dann das traurigste Gesicht auf, dass sie im Method-Acting-Schnellkurs für Kleinkunstbegeisterte im VHS -Kursbuch finden konnten und reden davon wie menschenunwürdig das alles ist. Und nun hat Hahne anscheinend so viel Distanz dazu gefunden, dass er Menschen, die dazu bereit sind ihre Heimat (und man sollte sich bitte mal überlegen, was dieser Begriff „Heimat“ eigentlich bedeutet und umfasst) zu verlassen und dabei teils große bis lebensgefährliche Gefahren auf sich nehmen, einfach wieder zurückschicken will, in das Elend aus dem sie kommen? Wieso gibt irgendwer diesem Mann überhaupt ein Forum seinen geistigen Abfall in die Welt zu jagen? Und BILD schreibt von „Menschen-Lawinen“. „Lawinen“!??!!? Wenn 1000 Menschen, verteilt auf 80 Millionen eine Lawine sind, möchte ich den Verantwortlichen für diese Überschrift – die sich große Hoffnungen machen kann, den Preis für  die“Dümmste Überschrift ev0r“ einzusammeln – gerne mal sehen, wenn in Deutschland die erste Schneeflocke vom Himmel rieselt. Das Schlimme was aber eigentlich hinter solchen Überschriften und Artikeln steckt, ist doch die Stimmung die kreeirt wird. Ich wunder mich über diese bemereknswerte Verantwortungslosigkeit der Menschen, die diesen Quatsch schreiben, allein um Auflage zu machen. Sie tragen anscheinend nicht einmal so viel Hirn in einer Tüte mit sich rum, um zu verstehen, dass dieses Geschwurbel natürlich Auswirkungen auf Stimmungen und Gespräche im Land hat und dass damit natürlich gefährliche Zerrbilder der Realität entstehen können die wiederum… *seufzend*

Vielleicht werde ich auch einfach dünnhäutiger, aber ich habe nicht das Gefühl, dass wir uns derzeit an die Komplettlösung halten, in der steht, wie wir alle unsere friedliche Verweil-Zeit auf diesem Planeten maximieren können. Dieser Ukraine-Konflikt, bei dem Politiker ihre Egos Gassi führen, ähnlich wie bei der Griechenland-Krise. Da erscheint es fast schon als Gipfel der Harmonie, wenn Hollande und Merkel gemeinsam ein paar Stunden durch Europa tingeln – ganz egal warum, hauptsache sie verbringen Zeit miteinander und knuffen sich vielleicht sogar mal freundschaftlich.

Vielleicht fehlt der Welt auch einfach ein Bush als Feindbild, aber die republikanischen Teile der USA arbeiten ja gerade dran. Mich macht das alles unruhig, als braut sich da irgendwas zusammen.

Leugnung auf Vorrat

Ich bin sprachlos – schreiblos, wie auch immer.

Ich kann nicht nachvollziehen, wie… es ist doch … hach.

Da fordert Herr de Maiziere ernsthaft und ganz ohne Ironie einen „Nachschlüssel“ für jegliche Verschlüsselung privater Nachrichten – wegen terror und so weiter. Das ganze dann auch noch im Kontext der Vorratsdatenspeicherung, die in Frankreich gerade bewiesen hat wie fantastisch sie funktioniert – NICHT! Und letztes Jahr wurde noch empfohlen EMails zu verschlüss… es ist ein Trauerspiel. Der unfassbare Grad an Verklärung oder Ignoranz, der über dem politischen Establishment (Kampfbegriff) liegt, ist für mich einfach nicht mehr begreifbar oder nachvollziehbar. Es ist zum Mäuse melken, Haare raufen, weglaufen – ja genau, weglaufen!

Vielleicht ist es daher eine Art Schutzfunktion der Telekom, in unserem neuen Domiziel die Sache mit diesem internet erstmal nicht ganz so zielgerichtet anzugehen… hach.

Und dann auch noch Karl Heinz Rummenigge – der mit den sexy Knees. Er sagte jetzt ähnlich humorlos, dass er natürlich die Auspeitschungen eines Bloggers in Saudi Arabien nicht gut heißt und der FC Bayern Verletzungen an der Menschwürde (oder so ähnlich) nicht gut heißt (oder so ähnlich), aber der FC bayern sei nun  mal auch keine politische EInrichtung. Und Sport und Politik muss man ja generell trennen. Ist das Dummheit und bewusste Missachtung der Realität? Jeder Mensch, jede Einrichtung ist politisch, insbesondere Einrichtung mit gesellschaftlicher Bedeutung, wie ein Sportverein mit der Größe des FC Bayern. Das zu verleugnen ist mindestens dreist. Falls ich irgendwo gezweifelt haben sollte, warum ich diesem Verein nicht mehr zujubeln möchte, hätte mich das daran erinnert.  Das Sportfunktionäre regelmäßig so tun, als könnte man Sport und Politik trennen bzw. als wären das zwei von einander vollkommen unabhängige Dinge ist schon ein starkes Stück.

Einfach alles unglaublich.

 

Boyhood

Stellt euch ein Film-Konzept vor, in das man sich verlieben will. Dieses Konzept könnte heißen, man verfolgt einen Jungen, wie er langsam zum Teenie und zu Erwachsenen wird. Und man filmt dies über ganz 12 Jahre, packt noch ein paar gute Schauspieler dazu und schneidet es am Ende zu einem Film zusammen – Boyhood. Klingt top? Ich finde, das klingt top.

Aber hat es auch funktioniert… najaaaaaa, geht so. Der Film handelt in der Hauptsache von diesem Jungen, der langsam erwachsen wird. Dabei erlebt er den Streit zwischen seinem Vater und seiner Mutter und diverse Schwiegerväter usw. Er erlebt auch, wie sich seine Eltern verändern ,die Lebensumstände, das Verhältnis zu seiner Schwester. Das ist alles sehr glaubwürdig inszeniert und inhaltlich will ich hier nichts verraten, allerdings ist es etwas höhepunktarm.

Gut, vielleicht ist gerade das mal ganz angenehm, einen ruhigen Film, der ohne den großen Knall auskommt, aber leider muss ich ganz ehrlich sagen, dass mir das dann doch zu wenig Höhepunkte waren. Ich mag es, wenn ein Film sich an einer Stelle zuspitzt,  Hier gibt es mehrere Stellen, wo der Film etwas Fahrt aufnimmt, aber eben immer nur etwas.

Das heißt aber gar nicht, dass es nicht Spaß macht, dem Jungen zuzusehen, wie er älter wird. Genau das macht den Charme dieses Films aus, aber auch nur deswegen, bin ich bis zum Ende dran geblieben. Denn – auch aufgrund der immer nur kleinen Ereignisse, wirkt das alles wie eine Dokumentation, repräsentativ für viele Kindheiten, Jugendphasen usw. Und in diesem Kontext: DIe tollen Darsteller tragen ihren Teil dazu bei, dass der Streifen so dokumentarisch wirkt.

Ich hatte eine nette Zeit bei dem Film, aber einmal schauen reicht auch. Er bekommt von mir 65 Punkte. Mensch bin ich derzeit kritisch….

Mein 2014

In unserer neuen Küche gibt es einen kleinen, abgesenkten Bereich, links am Ende des U. Wir haben das Anfang des Jahres bei Küchen-Schaffrath gesehen und mein erster Gedanke war, dass Kasimir dort sitzen und uns beim Kochen zusehen könnte. Natürlich wäre er niemals nur dort geblieben, sondern hätte sich oben auf die Anrichte gesetzt. Dennoch haben wir diese Absenkung für ihn geplant und so wird sie ab dem 12.01. umgesetzt.

Kasimir ist am 05. April irgendwann vor 13.00 Uhr in der Tierklinik in Haan gestorben. Nur eineinhalb Jahre wohnte der kleine Kerl bei uns. Es waren fantastische 1,5 Jahre, in denen Kasimir nicht nur ein Teil unserer Familie wurde, sondern mehr: ein Kumpel oder ein Freund. Seit diesem Tag nun ist dieses Jahr 2014 das bescheidenste – nein, das beschissenste Jahr, an das ich mich erinnern kann. Es vergeht kein einziger Tag seit diesem 05. April, an dem ich nicht zumindest kurz an Kasimir denke und ihn vermisse. Am 04.04. habe ich ihn das letzte mal gesund gesehen. Er hatte sich in eine viel zu kleine Pappkiste gekugelt.

Wenige Wochen später ist Funny bei uns eingezogen. Mittlerweile geht es ihr ziemlich gut, sie ist noch immer ein wenig scheu aber gleichzeitig auch extrem kuschelig.

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Was gab es sonst in diesem Jahr? Zum Büro will ich hier nichts schreiben, dafür ist der Blog nicht der richtige Ort. Der Hausbau und sinisio haben das Jahr dominiert. Das Haus wird/muss im Januar 2015 fertig werden und wir ziehen endlich um. Es hat doch länger gedauert, als wir dachten und wir uns gewünscht haben. Natürlich wird es auch teurer – aber gut, das ist ja beim Bau nichts Außergewöhnliches und jetzt verstehe ich auch, warum das so ist.

Sinisio – mein „kleines“ Gründungsprojekt nebendran erlebte Hochs und Tiefs, zuletzt ein großes Tief, aber auch dafür ist es hier nicht der richtige Ort. Ich bin gespannt, wie es damit 2015 weiter geht.
Ach, nicht zu vergessen, hat auch der Dienstaudi seinen Geist aufgegeben und an seine Stelle ist ein Seat getreten.

Gebloggt habe ich in diesem Jahr weniger als je zuvor, glaube ich. Das liegt vermutlich daran, dass für so Einiges, was in meinem Leben passiert, in diesem Blog dann doch kein Platz ist. Stattdessen habe ich überwiegend über Filme und Serien geschrieben oder eben über den Hausbau. Der Blog ist so ein bisschen wie ein Foto, er sollte eher die glücklichen, statt die ärgerlichen oder traurigen Momente einfangen.

Ich habe mich viel zu selten bei einigen Freunden gemeldet, mit Martin habe ich 2013 das Letzte mal gesprochen, befürchte ich. Erst ein einziges Mal, seit er Papa ist, glaube ich. Das heißt nicht, dass ich meine Freunde vergessen habe, aber mir fehlte leider zu oft die Kraft, die gute Laune und: ich hasse das Telefon noch immer. Ich werde mich 2015 mehr bemühen!

Am Ende des Jahres ist aber natürlich doch noch etwas Tolles passiert, Annika hat „Ja “ gesagt! 2015 wird also nicht nur das Haus fertig (klopft auf Holz), Annika und ich werden (wenn uns nicht der Himmel auf den Kopf fällt) heiraten. Ich kann zwar nicht nachvollziehen, wie sie es gerade in diesem Jahr mit mir ausgehalten hat, aber aus der Nummer lasse ich sie jetzt nicht mehr raus.

Und sonst so in der Welt? Apropos Welt: Wir sind Weltmeister… und die Gauchos, die gehen so! Achja und dieses Pegida… ich fühle mich seltsam fremd in diesem Land, wenn ich sehe, welch Hass sich aus angeblichen (fast ausschließlich unbegründeten) Ängsten entwickelt. Ich sehe Politiker daneben stehen, die so gefangen sind, in ihrem Angst, Stimmen zu verlieren, dass sie sich nicht trauen, sich mit der Entscheidenheit gegen die Demonstranten zu stellen, die notwendig wäre. Die nur daher reden, statt zu erklären, wann, warum und wie Menschen nach Deutschland einwandern – und warum das alles andere als bedrohlich ist.
Ich kann mir kaum vorstellen, dass 2015 für mich ein schlechteres oder schmerzhafteres Jahr wird, als 2014. Es möge bitte bald anfangen.

Fahrzeugwechsel

Irgendwann musste es ja soweit kommen, der Dienstaudi hat seinen Dienst eingestellt. Vor drei Wochen versagte das Getriebe und die Reparatur wäre leider zu teuer geworden, und vermutlich auch nicht die letzte, denn so langsam…

Ich hatte sogar noch Glück, denn bevor der Mechaniker bei einer Probefahrt mit Tempo 120 eine Vollbremsung hingelegte, weil das Getriebe blockiert hat, bin ich noch über die Autobahn gefahren. Etwas uncharmant fand ich die Bezeichnung „Selbstmordaudi“, die er danach in der Werkstatt hatte.

Jedenfalls musste ine neuer fahrbarer Untersatz her. Zwei Wochen haben Annika und ich uns dadurch durch mobile.de, autoscout24 und diverse Autohäuser gekämpft, bei minimal möglicher Ahnung von nAutos und minimal möglichem Spaß an der Autosuche. Am Ende haben wir einen Seat Ibiza Kombi (Sonderedition Copa) gekauft. Viel mehr kann ich zu dem Auto nicht sagen, es fährt halt, es fährt auch schön, hat aber leider kein Automatik-Getriebe mehr. Das versucht der Spanier aber durch eine zweistufige Sitzheizung und einen Bordcomputer auszugleichen – ziemlich erfolgreich sogar.

El Seat

Nun bin ich mal gespannt, welchen Beinamen sich der Seat in den kommenden Monaten und Jahren erarbeitet. Vielleicht Baustellen-Seat, weil wir gemerkt haben, wie sch***e es ist, kein Auto zu haben, wenn man immer mal wieder zu einer Baustelle will/muss, um dort zu arbeiten oder nur Material abzuladen.